Nachrichten
ZurückAm 20. Mai 2020 hat die Europäische Kommission einen weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung des Grünen Deals gesetzt: Mit der nun präsentierten Farm-to-Fork Strategie soll die Nahrungsmittelproduktion in Europa nachhaltiger werden und für mehr Transparenz für KonsumentInnen sorgen.
ProduzentInnen und KonsumentInnen im Mittelpunkt der Strategie
Die 27 Maßnahmen umfassende Farm-to-Fork-Strategie hat zum Ziel, den ökologischen und klimatischen Fußabdruck unseres Ernährungssystems zu senken sowie die Rolle der EU als Vorbild für globale Entwicklungen zu stärken. Die Kommission nimmt dabei die gesamte Ernährungskette ins Visier: Wie die EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stella Kyriakides festhält, stehen sowohl die ProduzentInnen als auch die KonsumentInnen im Mittelpunkt.
Gemäß dieser neuen Strategie sollen Produktion, Verarbeitung, Marketing und schlussendlich auch Konsum nachhaltiger gestaltet werden und damit auch zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) beitragen. Denn in der EU verursachen die Ernährungssysteme nicht weniger als 10,3 % der Treibhausgasemissionen, 70 % davon sind mit der Herstellung von tierischen Produkten verbunden. Die Abhängigkeit von Pestiziden und antimikrobiellen Mitteln, die Reduktion von Düngemitteln, die Förderung von biologischer Landwirtschaft, Verbesserungen in Bezug auf das Tierwohl und der Kampf gegen den Biodiversitätsverlust werden als jene Bereiche identifiziert, bei denen der größte Handlungsbedarf besteht. Beim Einsatz von Pestiziden wird zum Beispiel bis 2030 eine Reduktion um 50 % angestrebt, bei der Verwendung von Düngemitteln eine Senkung um 20 %. Zudem sollen die Transport- und Schlachtungsbedingungen verbessert werden, und ein Label zur Kennzeichnung des Tierwohles ist ebenso angedacht.
Bessere Kennzeichnung
Mehr Transparenz und eine Qualitätssicherung bei den Lebensmitteln werden angestrebt, um die Situation der KonsumentInnen zu verbessern. So kündigt die Kommission eine Null-Toleranz-Politik mit wirksamen Abschreckungsmaßnahmen an, um Lebensmittelbetrug und die Täuschung von VerbraucherInnen zu verhindern. Außerdem will sie Lebensmittelverschwendung eindämmen, indem sie für ein besseres Verständnis über die Datumsangaben auf Produkten sorgen will. Denn nicht weniger als 20 % der erzeugten Lebensmittel werden weggeworfen. Hinsichtlich der Produktkennzeichnung soll es zu einer harmonisierten obligatorischen Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite kommen. Eine Ampelkennzeichnung von stark fett-, zucker- oder salzhaltigen Lebensmitteln, wie sie in einigen EU-Ländern schon eingeführt ist, deutet die Kommission in der Mitteilung aber nur als eine Möglichkeit an.
Förderung von biologischer Landwirtschaft
Neben der Farm-to-Fork Strategie wurde darüber hinaus auch noch eine Biodiversitätsstrategie vorgelegt, die - als eines von vielen Zielen - eine Umstellung auf biologische Landwirtschaft von derzeit 8 % auf 25 % bis 2030 anstrebt. Die Kommission wird laut des Aktionsplans 2023 einen Vorschlag für einen gesetzlichen Rahmen für Nachhaltige Ernährungssysteme präsentieren. Bereits Ende 2021 soll ein Plan für die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung und -sicherheit finalisiert werden.
Im Sinne eines sozial gerechten Übergangs hält die Kommission fest, dass auch auf die Beschäftigten im Lebensmittelbereich geachtet werden muss und die Einkommen der PrimärerzeugerInnen verbessert werden sollen. Laut Exekutivem Vize-Präsident Frans Timmermans gilt es daher auch, Jobs in diesem Bereich zu schaffen. BäuerInnen und FischerInnen sollen durch neue Fördermittel finanziell unterstützt werden. Zudem verweist die Kommission auf die in der Europäischen Säule Sozialer Rechte verankerten Grundsätze, insbesondere in Hinblick auf die prekär und saisonal Beschäftigten dieser Branche. Denn wie Stella Kyriakides festhält, ist ohne der Schaffung von guten Bedingungen in der Lebensmittelerzeugung die Umsetzung der Strategie mit dem Ziel einer gesünderen, nachhaltigeren Welt nicht möglich.
Wann, wenn nicht jetzt?
Sowohl die Farm-to-Fork Strategie als auch die Biodiversitätsstrategie sind Teil des Grünen Deals. Timmermans betonte dabei, dass eine Aufschiebung der Umsetzung des Grünen Deals keine Option sei. Die Farm-to-Fork-Strategie hat bereits erste Lehren aus der Coronakrise gezogen und hält fest, dass sie einen Beitrag zur Risikominderung für zukünftige Pandemien leisten möchte. Die langen Lieferketten gelangten nämlich auch angesichts der Coronakrise vermehrt in Kritik. Zwar sollen die Lieferketten verkürzt werden, gleichzeitig warnt Timmermans dass die Staaten jedoch nicht in einen Protektionismus verfallen sollen.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: Green Deal – Quo Vadis?
Europäische Kommission: Farm-to-Fork Strategie
AK EUROPA: Trinkwasserrichtlinie: EU-Institutionen erzielen politischen Kompromiss