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ZurückNeben ihrem neuen Aktionsplan für digitale Bildung präsentierte die EU-Kommission am 30. September 2020 auch ihre Vision zur Schaffung eines Europäischen Bildungsraums. Beide Mitteilungen sollen zu einer raschen Erholung und einem besseren Übergang zu einer digitalen und grünen Gesellschaft beitragen.
Um die Folgen der Coronakrise abzufedern, braucht es neben der kurzfristigen finanziellen Unterstützung von Unternehmen und ArbeitnehmerInnen auch langfristige und nachhaltige Investitionen – vor allem ein Bildungssystem, das den Herausforderungen eines grünen und digitalen Wandels gewachsen ist.
Aktionsplan digitale Bildung
Digitale Bildung ist einer der zentralen Aktionspläne, um Europa fit für das digitale Zeitalter zu machen. Erstmals etabliert wurde er 2018. Der aktualisierte Aktionsplan für die Jahre 2021 bis 2027 ist nicht nur für einen deutlich längeren Zeitraum ausgelegt, sondern auch wesentlich ambitionierter als sein Vorgänger. Er geht über die formale Bildung hinaus, zieht die Lehren aus der Coronakrise und skizziert einen Plan für ein leistungsfähiges Bildungsökosystem, der sich vor allem auf Kompetenzen für den digitalen Wandel fokussiert. Bezüglich des digitalen Fernunterrichts hat das Homeschooling während des Corona-Lockdowns europaweit schonungslos Schwächen aufgedeckt, auch im Bereich der Erwachsenenbildung. Konkret sieht der Aktionsplan deshalb etwa die finanzielle Unterstützung des Breitbandausbaus für Bildungseinrichtungen und die Vermittlung digitaler Kompetenzen für Lehrpersonal vor. Außerdem soll ein Update des digitalen Kompetenzrahmens – vergleichbar mit dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen – helfen, die digitalen Kompetenzen einzuordnen und europaweit vergleichbar zu machen. Um den Austausch im Bereich digitale Bildung auf EU-Ebene zu stärken, soll außerdem eine europäische Plattform eingerichtet werden, die die Zusammenarbeit fördert und Synergien zwischen den relevanten Politikbereichen nutzbar macht. Parallel dazu soll ein Netz von nationalen Beratungsdiensten aufgebaut und die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor gestärkt werden.
Vision eines Europäischen Bildungsraums
In einer zweiten Mitteilung präsentierte die Kommission ihre Vision zur Schaffung eines Europäischen Bildungsraums bis 2025. Diese sieht neben neuen Initiativen und umfassenden Investitionen auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten vor. Dadurch soll nicht nur allen EuropäerInnen die optimale Nutzung des Bildungs- und Berufsbildungsangebots in der EU ermöglicht, sondern auch die Qualität, die Inklusivität sowie die digitale und grüne Dimension der nationalen Bildungssysteme verbessert werden. Grundgedanke bei der gemeinsamen Gestaltung eines europäischen Bildungsraums soll die Idee sein, dass Lehrenden und Lernenden das Lehren und Lernen auf dem gesamten Kontinent gleichermaßen ermöglicht wird und sich Bildungseinrichtungen und PartnerInnen in ganz Europa (und anderen Teilen der Welt) zusammenschließen und abstimmen können – etwa hinsichtlich Konvergenz der Lehrpläne oder Mobilität.
Konkret soll der Europäische Bildungsraum sechs Dimensionen umfassen – darunter Qualität, Inklusion und Geschlechtergleichstellung sowie ökologischer und digitaler Wandel. Geprüft werden soll beispielsweise, inwiefern sich Qualität und schulischer Erfolg verbessern sowie Inklusion und Gleichstellung der Geschlechter besser in der (Hoch-)Schulbildung verankern lassen. Die Mitteilung nennt dabei auch Instrumente und Etappenziele, die zur Errichtung eines Europäischen Bildungsraums beitragen sollen. Die Kooperation in bereits bestehenden Arbeitsgruppen soll fortgesetzt und durch die verstärkte Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft und Forschenden intensiviert werden.
AK fordert intensivere Maßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung
Beide Initiativen werden auch im Rahmen des dritten Europäischen Bildungsgipfels behandelt werden, den die Kommission am 10. Dezember 2020 online ausrichten wird. Dort werden MinisterInnen sowie StakeholderInnen darüber diskutieren, wie die allgemeine und die berufliche Bildung fit für das digitale Zeitalter gemacht werden können. Aus Sicht der Arbeiterkammer sind digitale Kompetenzen zentral, um allen BürgerInnen die Teilnahme an einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft zu ermöglichen. Sie forderte deshalb bereits vor der Coronakrise intensivere Maßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung und warnt vor einem digital divide aufgrund unterschiedlicher Möglichkeiten des Zugangs zu digitaler Infrastruktur.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: Europäische Bildungspolitik – Fokus auf Digitalisierung und berufliche Bildung
AK EUROPA: Nein zu einer „Generation Lockdown“!
AK EUROPA: Bildungspolitik – Fit für das digitale Zeitalter?