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ZurückBereits 2012 hat die Europäische Kommission einen Richtlinienvorschlag vorgelegt, der qualifizierten Frauen den Weg in die Aufsichtsräte großer börsenorientierter Unternehmen ebnen sollte. Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen und die Richtlinie liegt aufgrund der Blockade einiger weniger Mitgliedstaaten im Rat nach wie vor auf Eis. Dass verbindliche Geschlechterquoten ein effektives Mittel sind, um den Frauenanteil in Führungsgremien zu steigern, zeigt auch der von der Arbeiterkammer am 27.02.2019 präsentierte Frauen.Management.Report 2019.
Das Europäische Parlament stimmte bereits im November 2013 mit breiter parteiübergreifender Mehrheit für die sogenannte „Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten“. Angestrebt wurde eine Quote des unterrepräsentierten Geschlechtes von 40 % in den Kontrollgremien. Aufgrund von Vorbehalten mehrerer Mitgliedstaaten kam jedoch in weiterer Folge keine Einigung zustande. Seither liegt der Vorschlag beim Rat und ist dort – unter anderem durch Deutschland – blockiert.
Die neue spanische Regierung teilte Ende 2018 der Österreichischen Ratspräsidentschaft mit, ihre Vorbehalte gegen die Richtlinie zurückziehen und sich für eine europäische Lösung einzusetzen. Diese geänderten Mehrheitsverhältnisse im Rat nahm die S&D Fraktion des Europäischen Parlaments zum Anlass, eine Anfrage an den Rat zu stellen, um unter anderem die aktuelle Haltung der Mitgliedstaaten zum Dossier zu erfahren. Aufgrund der Anfrage ist es am 31.01.2019 zu einer Aussprache im Europäischen Parlament gekommen. Sowohl die Kommissarin für Gleichstelllung, Věra Jourová, als auch die rumänische Staatssekretärin Melania Ciot haben sich in der Debatte für eine EU-weite Geschlechterquote in Aufsichtsräten ausgesprochen und einmal mehr deren Wichtigkeit betont. Zugesichert haben diese zudem, sich dafür einzusetzen, die Sperrminorität im Rat, die trotz der Neuausrichtung der spanischen Position gegeben ist, zu brechen.
MEP Evelyn Regner, Verfasserin der Anfrage an den Rat sowie Chefverhandlerin des Europäischen Parlamentes bei dieser Richtlinie, hat die Aussprache im Parlament mit folgenden Worten kommentiert: „Ich kämpfe für ein Europa, in dem Frauen alle Chancen haben – das gilt auch für die Chefetagen. Leider wird im Rat seit Jahren diese wichtige Richtlinie für eine faire Vergabe von Aufsichtsratsposten von Unternehmen verschleppt. Allen voran blockiert Deutschland den Fortschritt in der Gleichstellung". In der Diskussion hat die Abgeordnete zudem gefordert, dass der Ratsvorsitz auf Länder wie Ungarn, in denen der Frauenanteil sogar zurückgegangen ist, stärker einwirkt.
Die Initiative des rumänischen Ratsvorsitzes, die Blockade im Rat unter anderem durch intesivierte bilaterale Gespräche zu lösen, wird seitens der Arbeiterkammer sehr begrüßt, denn eine baldige Einigung nach dem langen Stillstand ist mehr als wünschenswert.
Der diese Woche von der Arbeiterkammer veröffentlichte Frauen.Management.Report.2019 zeigt, dass Geschlechterquoten in Führungsgremien geeignet sind, den Frauenanteil zu erhöhen. Mit 01.01.2018 hat sich Österreich in jene Riege europäischer Länder eingereiht, die eine verpflichtende Geschlechterquote (30 %) in bestimmten Aufsichtsratsgremien vorsieht. Im Zeitraum Jänner 2018 bis Jänner 2019 ist der Frauenanteil in quotenpflichtigen und börsenorientierten Unternehmen in Folge dessen von 22 % auf 27,5 % gestiegen. Rund die Hälfte der quotenpflichtigen Unternehmen an der Wiener Börse erfüllt damit bereits die Quote. In Aufsichtsräten börsenorientierter Unternehmen, für die die verpflichtende Frauenquote nicht gilt, ist bedauerlicherweise nur ein Anstieg um 2,1 Prozentpunkte auf insgesamt 13,8 % zu verzeichnen. In sämtlichen aufsichtsratspflichtigen Unternehmen liegt der Frauenanteil bei lediglich 18,2 %.
Die aktuellen Zahlen zeigen außerdem, dass Frauen in Geschäftsführungen und Vorständen noch schwächer als in den Aufsichtsräten repräsentiert sind. 95,1 % der Vorstandspositionen sind laut dem Frauen.Management.Report.2019 mit Männern besetzt. In dieser männlichen „Monokultur“ ist daher dringender Aufholbedarf gegeben, insbesondere, wenn man sich die Wirksamkeit von Quoten in Aufsichtsräten anschaut. Die Einführung von Geschlechterquoten auf Managementebene wäre daher nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene ein zusätzlicher wichtiger Schritt, um für die Gleichstellung von Frauen in Spitzenpositionen zu sorgen.
Weiterführende Informationen:
AK: Frauen.Management.Report 2019