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ZurückJunge Menschen müssen sich immer die gleichen leeren Sprüche anhören wie: Die Jugend ist die Zukunft. Aber junge Menschen sind nicht nur die Zukunft, sie sind auch die Gegenwart. Bei den bevorstehenden EU-Wahlen werden viele junge Menschen die Möglichkeit haben, die Politiker:innen zu wählen, die sie und ihre Meinung vertreten sollen. Die EU-Kommission hat mehrere Maßnahmen angekündigt, mit denen sie junge Menschen in der EU stärken will. Was hat die EU bisher für junge Menschen getan und warum sollte uns das interessieren?
2022 war das Europäische Jahr der Jugend. Die EU-Kommission wollte junge Menschen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen, da diese stark unter der COVID-Pandemie gelitten hatten. Außerdem hatten mehrere Organisationen, darunter das Europäische Jugendforum, der größte Dachverband von Jugendorganisationen in Europa, ein "Jahr der Jugend" gefordert. Die Interessen der Jugend sollten nicht nur in Reden, sondern auch in politischen Prozessen im Zentrum stehen. Immerhin machen junge Menschen 25 Prozent der europäischen Bevölkerung aus, während sie in sämtlichen Entscheidungsgremien unterrepräsentiert sind und ein großer Teil noch nicht wahlberechtigt ist. Zum Beispiel beträgt das Durchschnittsalter im EU-Parlament 49 Jahre. Somit werden die heutigen Entscheidungsträger:innen oftmals nicht diejenigen sein, die mit den langfristigen Folgen dieser Entscheidungen leben müssen. Auch die aktuellen und brennendsten Anliegen junger Menschen finden nur wenig Gehör. Gerade in Zeiten permanenter Krisen ist es umso wichtiger, jungen Menschen Mitsprache zu ermöglichen. Insgesamt war das Europäische Jahr der Jugend vielleicht weniger erfolgreich als erhofft. Dennoch wurden wichtige Weichen für die nächsten Jahre gestellt.
Die EU-Kommission kündigt an
In einer kürzlich erschienen Mitteilung hat die Kommission Maßnahmen vorgestellt, die jungen Menschen mehr Mitspracherecht in politischen Prozessen geben und die Jugenddimension in einer Reihe von EU-Agenden vertiefen sollen. Zum Beispiel soll ein "Jugend-Check" sicherstellen, dass die Auswirkungen auf junge Menschen systematisch berücksichtigt werden. Dies wird im Rahmen der EU-Jugendstrategie für 2019-2027 umgesetzt. Außerdem sollen bestehende Instrumente gestärkt werden. Dazu gehört auch der EU-Jugenddialog, bei dem junge Menschen gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern an Empfehlungen arbeiten. Damit soll auch das Arbeitsprogramm der Kommission abgestimmt werden. Ein weiterer Punkt ist die Umsetzung der ALMA-Initiative (aim, learn, master, achieve), mit der benachteiligte Jugendliche besser in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Die Kampagne zum Verbot unbezahlter Praktika hat dazu geführt, dass das EU-Parlament für ein EU-weites Verbot unbezahlter Praktika gestimmt hat.
Erfolg oder Youthwashing?
Die Kommission lobt sich selbst und sagt, dies seien die direkten Ergebnisse des Europäischen Jahres der Jugend. Das sind sicherlich Schritte in die richtige Richtung, aber es ist entscheidend, sie wirklich richtig umzusetzen und sie nicht nur für die Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen. Ein Begriff, der in den letzten Jahren geprägt wurde, ist Youthwashing. Er wird ähnlich wie Greenwashing verwendet, aber auf junge Menschen bezogen. Dies wäre etwa der Fall, wenn junge Menschen nur für Fotos zu einer Konferenz eingeladen werden, während sie weder in wichtige Diskussionen oder gar Entscheidungen eingebunden werden.
Warum sollte uns das interessieren?
Junge Menschen sind nicht nur die Zukunft, sondern auch schon die Gegenwart. Und sie sind Träger:innen von Rechten, auf die sie hier und heute Anspruch haben. Dazu gehört neben dem Recht auf Partizipation, wie es auch die UN-Kinderrechtskonvention beschreibt, auch das Recht auf Bildung oder besondere Schutzrechte als junge Arbeitnehmer:innen. Es ist es wichtig, dass die Probleme, die wir heute schon lösen können, wie beispielsweise Kinderarmut, Kinderarbeit oder die Klimakrise, nicht einfach der Jugend überlassen werden. Deshalb spricht die AK aktiv junge Menschen an und versucht, sie durch Initiativen wie die AK Young Plattform in ihren Rechten zu stärken. Denn die AK ist auch eine Interessenvertretung für junge Menschen.
Schwerpunkt Jugend im EWSA
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) positioniert sich immer wieder an vorderster Fron zu wichtigen Themen. Im Rahmen des AK EUROPA Newsletters haben wir bereits über den ambitionierten Vorschlag für einen Blue-Deal oder die politischen Prioritäten der Gruppe der Arbeitnehmer:innen berichtet. Oliver Röpke, Präsident des EWSA, hat einen Schwerpunkt auf die Stärkung der Jugend gelegt. Dabei werden die Jugendaktivitäten des EWSA verstärkt und der EWSA hat als erste EU-Institution mit der Umsetzung des EU-Jugendtests begonnen. Demnach werden Jugendorganisationen direkt in die Erarbeitung von EWSA-Stellungnahmen einbezogen. Darüber hinaus wird der EWSA auf der bevorstehenden EU-Jugendkonferenz zum ersten Mal am EU-Jugenddialog teilnehmen. Der EWSA organisiert auch zum ersten Mal eine Civil Society Week, wo gemeinsame Empfehlungen für die nächste EU-Kommission und das EU-Parlament ausgearbeitet werden sollen. Ein Tag wird den Prioritäten junger Menschen gewidmet sein, und zwar im Rahmen der Veranstaltung "Your Europe, Your Say!”. Oliver Röpke: "Die junge Generation muss in heutige Entscheidungsprozesse eingebunden werden, insbesondere im Zusammenhang mit den EU-Wahlen. Es gehört zu meinen Prioritäten, jungen Menschen im EWSA eine Plattform zu bieten, wo sie mitreden können. Der EWSA geht auch bei der Umsetzung des EU-Jugendtests mit gutem Beispiel voran, sodass die Stimme der jungen Menschen in unserer Arbeit besser zum Ausdruck kommt."
2024 - Das Jahr der Wahlen
Auch bei den kommenden Wahlen ist es überaus wichtig, unsere Forderungen für die Zukunft im Auge zu behalten. Die AK setzt sich lautstark für einen gerechten Übergang ein, der niemanden zurücklässt, egal ob jung oder alt. Jetzt geht es darum, die Solidarität zwischen den Generationen auch in der EU-Gesetzgebung zu verankern, damit die Folgen für zukünftige Generationen systematisch berücksichtigt werden. Die Anliegen, die junge Menschen heute haben, müssen Gehör finden und politisch ernst genommen werden.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA Position: EU Blue Deal – a plan for the future of our water
Department of Culture, Youth & Media (vlaanderen.be): The European Youth Conference
European Union: What was the European Year of Youth?
European Youth Forum: Representing Europe's Youth
European Youth Forum: No more unpaid internships!
EESC: Stand up for Democracy / Speak up for Europe
EPC: Europe in the age of permacrisis
EU-Commission: Commission gives young people a stronger voice in EU policymaking as a legacy of the European Year of Youth
EU-Commission: ALMA - An active inclusion initiative for young people
EUR-Lex: The European Union Youth Strategy 2019-2027
The 25 Percent Project: We are the 25 percent
The Climate Reality Project: You've heard of greenwashing but what is youthwashing?