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ZurückEine bessere Integration der Menschen im erwerbsfähigen Alter in einen Arbeitsmarkt mit guten Arbeitsplätzen ist der beste Weg zur Sicherung der Pensionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Im Rahmen des von der EU-Kommission finanzierten Projekts SociAll wurden unter Mitwirkung von Experten der Arbeiterkammer die Auswirkungen, die sich durch die Umsetzung des Aktionsplans zur Europäischen Säule sozialer Rechte ergeben würden, untersucht.
Grundsatz 15 der Europäischen Säule sozialer Rechte bekräftigt das Recht auf angemessene Pensionsleistungen. 2021 wurde von der Kommission ein Aktionsplan zur Europäischen Säule sozialer Rechte verabschiedet. Dieser Aktionsplan enthält drei Kernziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Eines der drei Kernziele lautet, dass 78 % der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig sind. Wichtige Teilziele zur Verbesserung der Erwerbsintegration sind die Halbierung der geschlechtsspezifischen Beschäftigungsunterschiede, eine deutliche Reduzierung der Anzahl junger Menschen (15-29 Jahre), die sich weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung befinden (NEET) und der Fokus auf qualitativ hochwertige Arbeitsplätze.
Was würde es aber für die Pensionen bedeuten, wenn das Beschäftigungsziel des Aktionsplans mit hochwertigen Arbeitsplätzen erreicht wird? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle EGB-Studie im Rahmen des SociAll-Projekts unter Mitarbeit von Experten der Arbeiterkammer.
In der Studie wird der Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Menschen im Erwerbsalter begrüßt. In den letzten 30 Jahren zielten die meisten Pensionsreformen darauf ab, die finanzielle Tragfähigkeit sicherzustellen und den Kostenanstieg infolge der Bevölkerungsalterung einzudämmen. Dies führte zu niedrigeren Einkommensersatzraten in der Pension, einem eingeschränkten Zugang zu Invaliditätspensionen und Vorruhestandsregelungen sowie einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters.
Erreichen des Beschäftigungsziels hätte positive Auswirkung auf die Alterssicherung
Derzeit kommen auf 100 Menschen im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren rund 34 Menschen im Pensionsalter (65+). Bis 2030 wird mit einem Anstieg auf 43 Menschen im Pensionsalter je 100 Menschen im Erwerbsalter gerechnet, was eine Steigerung um 25% bedeutet.
Das sagt aber noch nichts über das eigentlich relevante Verhältnis von Leistungsempfänger:innen zu Erwerbstätigen aus. Derzeit kommen auf 100 Erwerbstätige rund 73 Leistungsempfänger:innen (Arbeitslosenleistungen und Pensionen). Dieses Verhältnis wird als ökonomische Abhängigkeitsquote bezeichnet. Bis zum Jahr 2030 errechnet sich auf Basis der pessimistischen Arbeitsmarktannahmen im letzten Ageing Report (2021) ein Anstieg auf rund 81 Leistungsempfänger:innen je 100 Erwerbstätige. Die bestehenden Beschäftigungspotentiale bleiben hier weitgehend unausgeschöpft.
Die EGB-Studie geht der Frage nach, wie sich die Erreichung des Beschäftigungsziels des Aktionsplans zur Europäischen Säule sozialer Rechte auf die ökonomische Abhängigkeitsquote auswirken würde.
Das Erreichen des Beschäftigungsziels des Aktionsplans würde Folgendes bedeuten:
- einen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um 7,2 Millionen,
- einen Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um 5,9 Millionen und
- einen Rückgang der Zahl der Pensionsbezieher:innen unter 65 Jahren um 6,7 Millionen
Durch das Erreichen dieser Ziele würden im Jahr 2030 auf 100 Erwerbstätige 71 Leistungsempfänger:innen (Arbeitslosenleistungen und Pensionen) kommen. Die ökonomische Abhängigkeitsquote würde sich somit trotz alternder Bevölkerung positiv entwickeln und bis 2030 um 3% gegenüber dem Basisjahr 2019 sinken.
Positive Effekte in vielerlei Hinsicht
Neben der positiven Auswirkung auf die ökonomische Abhängigkeitsquote hebt die Studie noch weitere positive Effekte hervor, die sich durch die Umsetzung des Beschäftigungsziels des Aktionsplans zur Europäischen Säule sozialer Rechte ergeben würden:
- Angemessenheit der Pensionen: Die Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Menschen im erwerbsfähigen Alter würde vor allem die Pensionsansprüche derjenigen, die derzeit schlecht oder gar nicht integriert sind, deutlich erhöhen.
- Pensionsantrittsalter: "Mehr und bessere" Arbeitsplätze für Menschen im erwerbsfähigen Alter würden ungünstigen Entwicklungen der ökonomischen Abhängigkeitsquote (Verhältnis von Leistungsempfänger:innen zu Beitragszahler:innen) deutlich entgegenwirken und eine wesentlich bessere Alternative zur weiteren Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters bieten.
- Finanzielle Nachhaltigkeit: Je mehr Menschen (in guten Arbeitsplätzen) beschäftigt sind, desto größer ist der Anstieg der öffentlichen Einnahmen.
- Solidarität zwischen den Generationen: Eine bessere Ausschöpfung des vorhandenen Beschäftigungspotenzials der Menschen im erwerbsfähigen Alter würde nicht nur die finanzielle und soziale Lage der Jüngeren selbst deutlich verbessern, sondern ihnen auch die Unterstützung der Älteren erleichtern.
Weiterführende Informationen:
EGB: EPSR 2030 Scenario – What would it mean for pensions if the Action Plan’s 78% employment target was achieved, with quality jobs (Nur Englisch)
EGB: SociAll Projekt (Nur Englisch)
AK EUROPA: Bericht der hochrangigen Gruppe: Sozialschutz und Wohlfahrtsstaat müssen inklusiver werden, um zukunftsfähig zu sein
AK EUROPA: Policy Brief zum Aktionsplan zur Säule sozialer Rechte und EU-Sozialgipfel
AK EUROPA: Neues Grünbuch zum Thema Altern – Wenig ambitioniert bis enttäuschend!
AK EUROPA: Zentrale Bedeutung der Arbeitsmärkte für die Angemessenheit und Nachhaltigkeit von Pensionen
AK EUROPA: Demografie-Bericht von der Kommission veröffentlicht