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Vom 20. bis 24. November 2017 fand in Brüssel bereits zum siebten Mal die sogenannte Lifelong Learning Week statt. Die Lifelong Learning Plattform, eine Dachorganisation von über 40 Organisationen mit mehr als 50.000 Bildungseinrichtungen in ganz Europa, fördert im Rahmen dieser Woche den Austausch mit politischen EntscheidungsträgerInnen. Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen wurde klar: Lebensbegleitendes Lernen ist angesichts der aktuellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bedeutender als je zuvor!

 

Eine Eurostat-Umfrage vom Oktober 2017 zeigt, dass lebensbegleitendes Lernen in den Mitgliedstaaten unterschiedlich stark ausgeprägt ist: Im EU-Schnitt gaben 10,8 % der EuropäerInnen an, in den letzten vier Wochen an einer Aus- oder Fortbildungsmaßnahme teilgenommen zu haben, in Österreich waren es 14,9 %. Führend sind die skandinavischen Länder: In Schweden, Dänemark und Finnland nahmen je rund 30 % der Erwachsenen an einer lebensbegleitenden Bildungsmaßnahme teil.

 

Angesichts des technologischen Wandels und immer neuer Anforderungen auf den Arbeitsmärkten, war der Tenor bei den zahlreichen Veranstaltungen klar: Die Mitgliedstaaten und die EU müssen ihre Aus- und Fortbildungssysteme fit für das digitale Zeitalter machen, insbesondere in der Erwachsenenbildung.

 

In einer der Diskussionsveranstaltungen wurde aufgezeigt, dass der Nutzen des lebensbegleitenden Lernens über die reine Beschäftigungsfähigkeit am Arbeitsmarkt des digitalen Zeitalters hinausgeht. Informelles Lernen ermögliche es Erwachsenen, neue Menschen kennen zu lernen, steigert ihr Selbstvertrauen und wecke insbesondere bei bildungsfernen Personen das Interesse weiter zu lernen. Dies führe auch zu besserer Gesundheit, mehr ehrenamtlichem Engagement und stärkerem sozialen Zusammenhalt. Eine aktuelle Fallstudie in der englischen Stadt Rochdale – einer Stadt, die besonders vom Niedergang der Industrie getroffen wurde – hat gezeigt, dass die Stadtverwaltung für jedes Pfund, den sie in lebensbegleitende Lernmaßnahmen für Personen mit keinem bzw. niedrigem Bildungsabschluss investiert hat, mittelfristig ca. 20 Pfund an Gesundheits- oder Sozialausgaben sparen konnte.

 

Dana Bachmann, die Referatsleiterin für Erwachsenenbildung in der Europäischen Kommission, betonte, dass gerade die Erwachsenenbildung viel zu oft den Marktkräften überlassen werde. Dies führe dazu, dass gerade jene nicht davon profitieren, die diese am dringendsten benötigen würden. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die Upskilling Pathways Initiative der Kommission, mit der Erwachsene mit geringerer Vorbildung unterstützt werden sollen, ein Mindestniveau an Grundkompetenzen zu erlangen.

 

Thiébaut Weber, Verbandssekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, forderte, dass die EU im Rahmen ihres nächsten mehrjährigen Finanzrahmens mehr Geld in Bildungsmaßnahmen investiert, insbesondere für Menschen mit geringeren Kompetenzen. Nach der Proklamation der Europäischen Säule sozialer Rechte in Göteborg, müssen dieser nun konkrete Taten folgen. Investitionen in lebensbegleitendes Lernen seien eine Chance die soziale Dimension der EU zu stärken.

 

Im Zuge des europäischen Sozialgipfels in Göteborg stellte die Kommission auch ihre Pläne für die Einrichtung eines europäischen Bildungsraums bis 2025 vor. Dieser sieht vor, die Bildungsmobilität in der EU weiter auszubauen. Seit der Gründung des Erasmus-Programms vor 30 Jahren haben bereits 9 Millionen Menschen in der EU in einem anderen Land studiert oder eine Ausbildung absolviert. In Zukunft sollen noch mehr an diesem und am geplanten Europäischen Solidaritätskorps teilnehmen. Ein neuer „Sorbonne-Prozess“ soll die gegenseitige Anerkennung von Schul- und Hochschulabschlüssen vorbereiten und den Anteil des lebensbegleitenden Lernens bis zum Jahr 2025 auf 25 % angehoben anheben.

 

Die Zuständigkeit für Bildung und Kultur liegt weiterhin in erster Linie bei den Mitgliedstaaten auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Die EU spielt jedoch seit vielen Jahren eine wichtige ergänzende Rolle in diesem Bereich, vor allem um grenzüberschreitende Mobilität zu fördern und neue Projekte zu initiieren. Aus Sicht der AK muss angesichts des technologischen Wandels insbesondere in lebensbegleitende Bildungsangebote investiert werden, damit alle Altersgruppen vom technologischen Fortschritt profitieren und niemand zurückgelassen wird!

 

 

Weiterführende Informationen:

Lifelong Learning Platform: Lifelong Learning Week

Upskilling Pathways: Neue Chancen für Erwachsene

Die soziale Säule: Heiße Luft oder Fundament für ein soziales Europa?

Berufliche Aus- und Weiterbildung im europäischen Fokus: Start der zweiten Europäischen Woche der Berufsbildung

Die Zukunft Europas: Einrichtung eines europäischen Bildungsraums bis 2025