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ZurückAm 11. November 2022 wurde die Herbstprognose über die wirtschaftliche Entwicklung der EU von Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni präsentiert. Nach einer starken ersten Jahreshälfte 2022 schwächt die Energiekrise die Kaufkraft der Haushalte und belastet die verarbeitende Industrie. Trotz positiver Zwischenprognose der Kommission vom Sommer 2022 lässt der Ausblick für 2023 weniger Wachstum und eine höhere Inflation erwarten. Hinzu kommt, dass die EU aufgrund ihrer weiterhin großen Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland zu den am stärksten gefährdeten Volkswirtschaften zählt.
Die EU-Kommission veröffentlicht jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst zwei umfassende Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung der EU sowie der einzelnen Mitgliedstaaten. Zusätzlich veröffentlicht sie im Winter und im Sommer zwei Zwischenprognosen.
Schrumpfendes Wachstum zum Jahreswechsel
Nach Lockerung der Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen haben Verbraucher:innen ihre Ausgaben, insbesondere für Dienstleistungen, gesteigert. Dadurch konnte das reale BIP-Wachstum im Jahr 2022 insgesamt auf 3,3 % in der EU ansteigen und liegt damit deutlich über die in der Sommerprognose prognostizierten 2,7 %. Dieser Trend setzt sich gemäß EU-Kommission im Jahr 2023 aber nicht fort. Vielmehr wird erwartet, dass das Wachstum in der EU voraussichtlich lediglich 0,3 % erreichen wird. Erst 2024 wird es allmählich wieder an Fahrt gewinnen und ca. 1,6 % in der EU betragen.
In diesem Jahr profitiert Österreichs Wirtschaftswachstum noch von der positiven Entwicklung in der ersten Jahreshälfte; ein Gesamtwachstum von 4,6 % kann erreicht werden. Der drastische Anstieg der Energiepreise und die stark steigenden Rohstoffkosten bremsen allerdings die Expansion. Konjunkturexperten rechnen im nächsten Jahr mit einem geringeren Wirtschaftswachstum von nur 0,3 %.
Höhepunkt der Inflation noch nicht erreicht
Im Vergleich zur Sommerprognose der EU-Kommission steigt die Inflation weiter an und wird Ende des Jahres 2022 9,3 % für die EU betragen. Die Kommission geht zwar davon aus, dass sie im Jahr 2023 zurückgehen wird, mit 7,0 % aber weiterhin hoch bleibt. Für Österreich erwartet die EU für das Jahr 2023 einen Rückgang auf 6,7 %.
Arbeitsmarkt bleibt weiterhin widerstandsfähig
Trotz erschwerender Umstände ist die Zahl der Erwerbstätigen in der EU mit 213,4 Millionen so hoch wie nie zuvor und die Arbeitslosigkeit mit 6,0 % so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Aufgrund des kräftigen Wirtschaftswachstums konnten in der ersten Jahreshälfte 2022 insgesamt zwei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.
Im Oktober 2022 lag die Arbeitslosenquote in Österreich laut nationaler Berechnungsmethode bei 6 %, nach Eurostat-Berechnungsmethode bei 5,1 %. Hierbei sei jedoch darauf hinzuweisen, dass sich die Berechnung auf EU-Ebene von jener der in Österreich üblichen Berechnung auf Basis der AMS-Registrierungsdaten unterscheidet.
Weiterbestehendes Maß an Unsicherheit
Da Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine anhält, sind die wirtschaftlich Aussichten nach wie vor mit einem außergewöhnlichen Maß an Unsicherheit behaftet. Eine weiterhin ungünstige Entwicklung am Gasmarkt, eine länger anhaltende Inflation sowie negative Reaktionen der globalen Finanzmärkte an das neue Hochzinsumfeld bleiben große Risikofaktoren in den nächsten Monaten.
Weiterführende Informationen:
Europäische Kommission: Herbstprognose 2022 – Die EU-Wirtschaft an einem Wendepunkt
Europäische Kommission: Herbstprognose 2022 in vollständigem Wortlaut (Nur in Englisch)