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Bereits im Dezember hat die Europäische Kommission eine Mitteilung zur Modernisierung der Bildung verabschiedet und darin konkrete Initiativen zur Schul- und Hochschulbildung angekündigt, und nun hat sie nachgelegt. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die so genannte „Youth Initiative“ als eine Sammlung von Ideen mit wenigen konkreten Absichten.

 

Das übergeordnete Ziel der Initiativen lautet, die Mitgliedstaaten bei der Bereitstellung hochwertiger und inklusiver Bildung für alle jungen Menschen zu unterstützen. Die Kommission schlägt dazu drei konkrete Maßnahmen vor: Steigerung der Qualität und Inklusivität von Schulen, Unterstützung herausragender Lehrkräfte und Schulleitungen, sowie Verbesserung der Governance der schulischen Bildungssysteme. Da Bildung jedoch in die Kompetenz der Mitgliedsstaaten fällt, beschränken sich die Maßnahmen auf eher Symbolisches: Angedacht werden Schulpartnerschaften (für die Förderung der Kompetenzentwicklung und des interkulturellen Lernens), Mobilitäts-und eTwinning-Projekte (im Rahmen von Erasmus+), Erfahrungsaustausch für Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleitern. Kurzum: Die Europäische Kommission beschränkt sich im schulischen Bereich zum großen Teil auf ihre Kernkompetenz: die Mobilitätsförderung.

 

Positiv hervorzuheben ist, dass die Kommission bereits bei der frühkindlichen Bildung ansetzt und diese Phase der Erziehung in ihre Überlegungen miteinschließt.

 

In der Agenda für die Hochschulen finden sich ähnliche Vorschläge wie im schulischen Bereich: Eine Online-Plattform soll Unis vernetzen und Ressourcen für den Unterricht zur Verfügung stellen, außerdem soll Digitalisierung besser vermittelt werden. Im Hochschulbereich legt der Vorschlag der Kommission besonderen Wert auf die Verwertbarkeit der Abschlüsse: Bildung wird hier in erster Linie als Voraussetzung für die Erlangung eines Arbeitsplatzes gesehen, und dementsprechend sollen Lehrinhalte auf ihre praktischen Einsetzbarkeit geprüft werden. Ein Vorschlag zur Nachverfolgung des „Werdegangs“ soll hierfür Daten sammeln, etwa wie lange Uni-AbsolventInnen nach dem Ende ihres Studiums auf Arbeitsplatzsuche sind. Die dazugehörige Ratsempfehlung sieht darüber hinaus auch vor, die Berufsbildung abzudecken: Die Ratsempfehlung soll den zuständigen Behörden in den Mitgliedstaaten als Anreiz dienen, die gemeinsame Datenlage zum Berufs- und weiteren Bildungsweg von AbsolventInnen auszubauen. Aufgrund des gut ausgebauten berufsbildenden Schulwesens sowie der dualen Ausbildung ist diese Empfehlung vor allem für Österreich von Interesse.

 

Gerade im Hochschulbereich werden die für die AK dringlichsten Herausforderungen der österreichischen universitären Landschaftmaximal gestreift: Zum einen ist das System sozial hoch selektiv, zum anderen unterfinanziert, auch was Schlechtergestellte anbelangt. Die finanzielle Unterausstattung der Universitäten hat zudem zur Implementierung von Zugangsbeschränkungen geführt, was die Anzahl von ArbeiterInnenkindern an den österreichischen Hochschulen nochmals verringerte. Teure Vorbereitungskurse für die Aufnahmetests sind mittlerweile eine Riesengeschäft, allerdings nicht für alle finanzierbar.

 

Wenn der Kommissionsvorschlag nun davon spricht, dass „Schulen auch bei der Förderung sozialer Fairness eine stärkere Rolle spielen könnten“, ist dies auch im Sinne der AK. Leider fehlt erneut eine klare Strategie zur Verkleinerung dieser Bildungskluft in Europa – nicht nur bei unterschiedlichen sozialen Milieus, sondern auch bei der Geschlechterfrage oder MigrantInnen.

 

Weiterführende Informationen:

Presseaussendung der Kommission

AK EUROPA: Bildungschancen verbessern, Bildungssysteme modernisieren!