Nachrichten
ZurückUngleichheit nimmt nicht nur immer mehr zu, sondern wird auch zunehmend zum Problem für die Weltwirtschaft, ergeben eine Studie des Weltwirtschaftsforums und eine der Hilfsorganisation Oxfam. Die Diskussion über Vermögensverteilung erreicht damit den ökonomischen Mainstream.
Und sie bewegt sich doch: Die Wirtschaftspolitik nimmt Ungleichheit endlich als relevantes Thema wahr, etwa diese Woche beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Dort kommen jedes Jahr VertreterInnen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien zusammen, um über die Weltwirtschaft zu diskutieren, diesmal zum Thema „Responsive and Responsible Leadership“. Dabei geht es um die aktuellen politischen Veränderungen und Herausforderungen, für die unter anderem die Ungleichheit von Vermögen und Einkommen identifiziert werden.
Wirtschaftswachstum und Reduktion von Ungleichheit müssen Hand in Hand gehen
Das zeigt sich im dazu im Vorfeld veröffentlichten „Inclusive Growth Report“, der Ungleichheit als wesentlichen Mitgrund für lahmendes Wirtschaftswachstum identifiziert. Die Autoren analysieren daher nicht nur das Bruttoinlandsprodukt, sondern wenden den sogenannten Inclusive Development Index (IDI) an, der darüber hinaus auch andere relevante Faktoren wie Erwerbstätigkeit, Produktivität und gesunde Lebenserwartung umfasst. Die Ergebnisse sind hochinteressant: Die weltweit besten Noten in dieser umfassenden Betrachtung erhielt Norwegen, knapp gefolgt von Luxemburg und der Schweiz. Von den 20 bestgereihten Ländern liegen 16 in Europa, Österreich selbst erreicht Platz 10. Wenig überraschend zeigt sich eine gewisse Korrelation zwischen dem BIP pro Kopf und dem IDI-Ergebnis, jedoch gibt es klare Ausreißer wie etwa die USA, deren BIP pro Kopf zwar weltweit auf Platz 9 liegt, die aber wegen mangelnder Inklusivität und Nachhaltigkeit ihrer Wirtschaft im IDI nur auf Platz 23 zu liegen kommen. Umgekehrt erreicht Island Platz 4, obwohl sein BIP pro Kopf nur auf Platz 13 liegt.
Neben der wachsenden Ungleichheit wird auch die zunehmende Automatisierung als Risiko betrachtet, die vor allem durch Fortschritte in der Robotertechnik sowie im Bereich künstliche Intelligenz immer wichtiger wird. Die Antwort, die der Bericht gibt, ist eindeutig: Wirtschaftswachstum und Reduktion der Ungleichheit von Vermögen und Einkommen müssen Hand in Hand gehen. Reformen seien zwar notwendig, jedoch sowohl angebots- als auch nachfrageseitig, um so die Basis für Wachstum zu verbreitern und es damit „weniger abhängig von kurzfristigen makroökonomischen Maßnahmen und der Exportnachfrage zu machen“.
Darüber hinaus wurde diese Woche von der britischen Hilfsorganisation Oxfam der Bericht „An economy for the 99%“ veröffentlicht, dem große mediale Aufmerksamkeit zuteil wurde. Darin wird geschätzt, dass allein die acht reichsten Männer der Welt über so viel Vermögen verfügen wie die ärmeren 50% der gesamten Menschheit. Betrachtet man nicht nur die acht Reichsten, sondern das reichste 1% der Weltbevölkerung, so hat dieses mehr Vermögen als alle anderen Menschen zusammen. Es gab zwar auch Kritik an der Messmethode von Oxfam, doch ist unbestritten, dass die Ungleichheit in bedenklichem Maße zunimmt, auch in Europa. Im Euroraum etwa verfügen die reichsten 5% der Bevölkerung über 38% des Gesamtvermögens, wie aus Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht.
Europa muss gemeinsam für Gerechtigkeit sorgen!
Aus all dem geht klar hervor, dass die Forderung der AK nach einem europäisch koordinierten Vorgehen für Steuern auf Vermögen, Kapitalerträge, Spitzeneinkommen und Unternehmensgewinne dringend umgesetzt werden muss, ebenso wie der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steueroasen.
Weiterführende Informationen:
Weltwirtschaftsforum: Inclusive Growth Report