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ZurückAm internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2020 und damit dem ersten Tag der „16 Tage gegen Gewalt“ verwies die AK sowie viele anderen Organisationen einmal mehr auf den dringend notwendigen Ausbau des Gewaltschutzes. Wie schon im Frühjahr steigt nämlich mit den neu verhängten Ausgangsbeschränkungen die Zahl der von Gewalt betroffenen Frauen.
Bereits vor der Krise erlebte jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben physische oder sexuelle Gewalt. Jeder zweite Femizid wird von einer Person aus dem nahen Umfeld begangen. Der bereits in der ersten Welle erkennbare Anstieg von häuslicher Gewalt und die Verlagerung von sexueller Belästigung und Gewalt ins Home-Office machen den Handlungsbedarf noch dringender.
Die eigenen vier Wände sind gefährlicher als je zuvor
Phumzile Mlambo-Ngcuka, Exekutivdirektorin von UN Women, bezeichnet den starken Anstieg von häuslicher Gewalt im Kontext der Coronakrise als eine „Schattenpandemie“. Um diesem Anstieg in der EU entgegenzuwirken, blieben in allen Mitgliedsstaaten die Gewaltschutzrufnummern erreichbar und in den meisten EU-Staaten wurden Bewusstseinskampagnen gestartet. Manche Mitgliedsstaaten setzten darüber hinaus Maßnahmen und initiierten etwa Aktionspläne (Irland, Spanien, Litauen). Estland, Lettland, Slowakei und Frankreich erklärten Gewaltschutzzentren und Hotlines zu essentiellen Diensten sowie sich selbst als Regierungen verantwortlich für das zur Verfügung stellen alternativer Unterkünfte für von Gewalt betroffenen Frauen. Abermals kam anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen auch von Seiten der Kommission der Aufruf, dass alle Mitgliedstaaten verstärkt Maßnahmen zum Schutz von Frauen setzen sollten. Der Vize-Präsident der Kommission, Josep Borrell, forderte zudem alle Mitgliedsstaaten auf, die Istanbul-Konvention zu ratifizieren und verwies auch auf den diese Woche neu veröffentlichten Aktionsplan, mit dem sich die EU über ihre Außengrenzen hinweg für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Welt einsetzen will.
Neue ILO-Konvention soll Schutz vor Online-Belästigung verbessern
Frauen sind im Vergleich zu Männern durch die Coronakrise besonders stark von Arbeitslosigkeit und schlechteren Arbeitsbedingungen betroffen. Frauen, die im Einzelhandel und in der Pflege an vorderster Front tätig sind, sind stärker als zuvor von Belästigungen betroffen. Ein großer Anteil der Belästigungen am Arbeitsplatz hat sich jedoch in die Wohnungen der Arbeitnehmerinnen verlagert: Die Zunahme von Tele-Arbeit hat dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zufolge zu einem Anstieg von Belästigungen und Mobbing auf der Basis von Technologien geführt. Um gegen diese Bedrohung aktiv zu werden, rufen Gewerkschaften weltweit zur Ratifizierung der neuen ILO Konvention auf, welche auch den informellen Sektor umfasst und u.a. auch auf die Prävention und Bekämpfung von Gewalt in Form von Online-Mobbing und Belästigung abzielt. Auch die AK fordert die rasche Ratifizierung des ILO Übereinkommen über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt. Bisher haben lediglich Uruguay und Fiji die Konvention ratifiziert. Es gilt daher dringend den Druck auf die Regierungen zu erhöhen, um einen wichtigen Schritt in Richtung einer Arbeitswelt zu setzen, die frei von Gewalt und Belästigung ist.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: Häusliche Gewalt in der Coronakrise
A&W Blog: Die Corona-Pandemie zeigt: Gewaltschutz geht uns alle an
EGB: Frauen, die von zu Hause aus arbeiten, brauchen zusätzlichen Schutz vor Online-Belästigung