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Drei Tage lang wurde bei einer vom Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) und dem Europäischen Gewerkschaftsinstitut (EG) organisierten Konferenz darüber diskutiert, welche Auswirkungen die Digitalisierung künftig auf die Arbeitswelt haben wird. Im Mittelpunkt der fast 30 unterschiedlichen Paneldiskussionen standen z.B. Fragen, wie die künftige Qualität der Arbeit, die Arbeitsbedingungen, der soziale Dialog oder die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz aussehen sollen. Alles vor dem Hintergrund, dass die Gewerkschaften und auch die Arbeiterkammer, eine der MitorganisatorInnen der Veranstaltung, eine "soziale Digitalisierung der Arbeit und des Arbeitsplatzes" mitgestalten wollen, damit vom digitalen Wandel nicht nur eine kleine (neue) Elite, sondern die Gesellschaft als Ganzes profitiert.

Herausforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt müssen aktiv mitgestaltet werden

Bei der dreitägigen Konferenz wurden aus unterschiedlichsten Perspektiven die künftigen Herausforderungen einer sich ändernden Arbeitswelt diskutiert. Doch am Ende des Tages war allen klar, dass man aus Gewerkschaftssicht sich gewissen Trends nicht verschließen kann und sie aktiv mitgestalten muss. Denn sonst kann es passieren, und davor warnt auch immer wieder die Arbeiterkammer, dass die neuen Entwicklungen zum Vorwand genommen werden können, um die Aushöhlung bestehender Standards zu legitimieren. Es sollte aber genau anders herum sein: Nur wenn der digitale Wandel die Lebens- und Arbeitswelt breiter Bevölkerungsschichten verbessert, ist er gelungen. Daher hat die Arbeiterkammer auch eine Publikation zum Thema herausgebracht, die gerade die brennendsten Fragen anstoßen und als Diskussionsgrundlage dienen soll. Eine der wichtigsten Forderungen aus Arbeiterkammer-Sicht ist, dass die Arbeit, die künftig unter veränderten Bedingungen geleistet wird, den Menschen ein faires Einkommen sichert und die neuen „digitalen ArbeitgeberInnen“ gerechte Beiträge zu öffentlichen Sozial- und Gesundheitssystemen leisten und damit der Sozialstaat im Sinne neuer Bedürfnisse und Möglichkeiten aus- und nicht abgebaut wird.

Online Plattformen – gute „digitale ArbeitgeberInnen“ der Zukunft?

Das von der Arbeiterkammer mitorganisierte Panel beschäftigte sich mit den Arbeitsbedingungen in der neuen Welt der Online Plattformen, über die alle möglichen Dienstleistungen angeboten werden. Sylvia Kuba von der Arbeiterkammer Wien stellte fest, dass durch die Onlinevermittlung ArbeitnehmerInnen Leistung wie eh und je erbringen, neu ist jedoch die Art der Vermittlung. Daher muss es ein wichtiges politisches Ziel sein, dass unter dem Deckmantel neuer digitaler Arbeitsweisen nicht bestehende Arbeits- und Sozialstandards ausgehöhlt werden – und zwar unabhängig davon, wie diese neuen Arbeitsformen bezeichnet bzw. kategorisiert werden. Eine wesentliche Gemeinsamkeit scheint darin zu liegen, so Kuba, dass es sich letztlich um prekäre Arbeit handelt, die von gewinnorientierten Unternehmen unter Zuhilfenahme digitaler Technologie angeboten oder vermittelt wird. Zweifelsohne kann daher festgehalten werden, dass zahlreiche erkämpfte Rechte, wie kollektiver Mindestlohn, Zuschläge für Nacht- oder Feiertagsarbeit, Überstundenzuschläge, Sozialversicherung, Arbeitslosengeld, Urlaubsgeld und etliche mehr für viele Arbeitsleistende auf diesen Plattformen nicht gelten. Hier beginnen historische Kämpfe im digitalen Zeitalter von neuem, so Kuba. Und genau diesen historischen Kampf müssen nun die ArbeitnehmerInnenvertreterInnen aufnehmen und rasch Antworten auf die brennendsten Fragen finden.

Weiterführende Informationen:

AK Publikation: Wie gestalten wir den digitalen Wandel gerecht?

Digitale Arbeitsvermittlungsplattformen: Versuch einer strukturellen Bewertung (Sylvia Kuba & Michael Heiling)

Konferenzwebsite “Shaping the new world of work. The impacts of digitalisation and robotisation.”