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In einer öffentlichen Aussprache diskutierten Abgeordnete des Ausschusses für Wirtschaft und Währung und des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten mit drei ExpertInnen über die Gründe und Auswirkungen wirtschaftlicher Ungleichheit in der EU und über mögliche Abhilfemaßnahmen.

Fokus der Debatte und der Präsentationen der von den Ausschüssen eingeladenen ExpertInnen (Mark Pearson, OECD; Kate Pickett, University of York; Marc De Vos, University of Ghent) war die Einkommensungleichheit, da hier im Gegensatz zur Vermögensungleichheit mehr Daten verfügbar sind. Während in mittel- und nordeuropäischen Ländern die niedrigste Ungleichheit zu verzeichnen ist, stieg diese dennoch in den letzten Jahrzehnten in allen Ländern der EU an. Die obersten 10% besitzen 55% des gesamten Einkommens, und das Verhältnis zu den unteren Einkommensschichten hat sich von einem 7:1 Verhältnis in den 80er Jahren auf 10:1 verschlechtert. Am stärksten betroffen sind PensionistInnen, Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehende und Jugendliche. Einen Grund für diesen Anstieg sehen die ExpertInnen in der veränderten Beschäftigungsstruktur – verschlechterte Arbeitsbedingungen, Teilzeit etc. Darüber hinaus seien manche Steuer- und Sozialsysteme in der Umverteilung nicht mehr effektiv genug. Diese zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit, Lebenserwartung, soziale Mobilität und auf die soziale Stabilität einer Gesellschaft, sondern sorgt ebenso für eine volatilere Wirtschaft. Eine Zunahme des Gini-Koeffizienten, der Ungleichheit misst, führt zu einer Reduktion des Wirtschaftswachstums von 0,12 %. Um gegen diese Entwicklungen anzukämpfen, fordern die ExpertInnen, mehr in das Bildungssystem zu investieren, mehr Frauen im Erwerbsleben, bessere Transferleistungen, ein progressiveres Steuersystem und einen härteren Umgang mit Steuerparadiesen.