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Der Weltfrauentag war, wie jedes Jahr, Anlass sich mit der Situation der Frau in unserer Gesellschaft – in Österreich und in Europa – zu beschäftigen. Im Europäischen Parlament wurde diesen Mittwoch das Thema als Schwerpunkt behandelt, auch in Bezug auf die herrschenden Krisen. Die EU-Kommission äußerte sich dazu, diverse Veranstaltungen fanden statt und auch die AK meldete sich auf unterschiedlichsten Kanälen zu Wort, vor allem in Bezug auf die Lohn- und Pensionsschere zu Ungunsten der Arbeitnehmerinnen in Österreich. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir noch lange nicht die Ziele erreicht haben, die wir uns gesteckt hatten. Es ist noch viel Arbeit zu tun.

Die Fortschritte für die Frauen sind unübersehbar, doch die Liste offener Forderungen ist immer noch lang

Die Wörter „Gender-Pay-Gap“ und „Gender-Time-Gap“ sind (leider meist nur) rund um den 8. März in aller Munde, denn diese beschreiben die Kluft zwischen Frauen und Männern, was Einkommen und Arbeitszeit betrifft. So sind Frauen laut einer aktuellen Arbeitsmarktanalyse der AK Wien „Arbeitsmarkt im Fokus“ trotz gestiegener Erwerbsquote am Arbeitsmarkt schlechter gestellt. Das hängt meist mit der unter Arbeitnehmerinnen weiter verbreiteten Teilzeitarbeit und den Betreuungspflichten zusammen, deren Last noch immer hauptsächlich von Frauen getragen wird. Fast jede zweite Frau in Österreich arbeitet Teilzeit, bei Männern nur jeder zehnte. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist somit nach wie vor hauptsächlich „Frauensache“, so die AK-Arbeitsmarktexpertin Ilse Leidl-Krapfenbauer. Deshalb fordert die AK unter anderem auch weiter eine gesetzliche Verankerung des Papa-Monats. Bisher sind Väter auf die Freiwilligkeit des Betriebes angewiesen.

Auch die Altersarmut trifft vor allem Frauen, denn weniger Wochenstunden und weniger Gehalt bedeuten nicht nur weniger Lohn, sondern auch weniger Pension. Eine Lösung wäre, so der GPA djp-Vorsitzende Wolfgang Katzian, höhere Beiträge der ArbeitgeberInnen bei der Pensionsvorsorge, aber vor allem auch ein Entgegenwirken der ungleichen Verteilung der unbezahlten Arbeit im Privatbereich, die vor allem von Frauen geleistet wird.

Die GPA djp sieht das von ihr geforderte Mindesteinkommen von 1.700 Euro als ein wirksames Mittel bei der Schließung der Lohnschere. So befindet sich laut Eurostat Österreich mit seinen 22,9 % auf dem vorletzten Platz in der EU, was die Einkommenskluft zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betrifft.

Lohn- und Pensionskluft EU-weit verringern

Die sozioökonomische Situation von Frauen wurde auch im Plenum des Europäischen Parlaments besprochen. Einige Abgeordnete wiesen darauf hin, dass sich die Situation der Frauen besonders durch die Finanzkrise verschlechtert hat. Kommissarin Věra Jourová betonte, dass die Lohn- und Pensionskluft nicht mehr hinnehmbar seien. In der EU beziehen Frauen im Schnitt 40% weniger Pension und verdienen um 16% weniger als Männer. Ein Maßnahmenpaket der EU-Kommission soll daher dieses Jahr unter anderem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Dass Frauen immer nur die Last tragen müssten, das sei nicht nachhaltig, so Jourová. Deshalb sei das Paket nicht nur für „arbeitende Frauen“ geplant, sondern auch für „arbeitende Eltern“.

Zum Thema Flüchtlingskrise wurde ein Schwerpunkt auf die besonders schlimmen Umstände flüchtender Frauen gelegt. Die europäische Asylpolitik müsse unbedingt auf die Erfahrungen und die Bedürfnisse der betroffenen Frauen eingehen, so der Bericht von Mary Honeyball (S&D), der am Mittwoch vom Parlament verabschiedet wurde. Sichere Fluchtwege müssen besonders für diese Gruppe geschaffen und die Schlepperei gestoppt werden.

Alle Beteiligten, die eine Gleichstellung von Frau und Mann / von Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer fordern, sind sich dieses Jahr wieder einmal einig: Es ist noch viel zu tun.

Weiterführende Information:

AK EUROPA: Schwarzer Tag für die Gleichstellungspolitik in der EU!

AK EUROPA: EU-Kommission will geschlechtsspezifisches Pensionsgefälle in der EU bekämpfen

AK EUROPA: Frauen in Aufsichtsräten – EU-Vorschlag steht auf der Kippe

AK Wien: Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt nicht erreicht!

AK OÖ: Frauenmonitor 2015: Die Lage der Frauen in Oberösterreich

BAK: Frauen an der Unternehmensspitze – Fehlanzeige!