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ZurückNicht erst seit Bekanntwerden des VW-Skandals sind Abgaswerte und die damit zusammenhängenden Gesundheits- und Umweltfragen Thema in der Europäischen Union. Denn bei vielen Fahrzeugen stimmen der Norm- und Realverbrauch sowie Norm- und Realemissionen nicht überein, die Abweichungen scheinen eher die Regel zu sein, als dass sie Ausnahmen darstellen.
Grundsätzlich haben im Mai 2015 die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dem Vorschlag der Europäischen Kommission zugestimmt, Abgastests bei Kraftfahrzeugen unter realen Fahrbedingungen einzuführen. Somit sollen Stickoxid-Emissionen auch während der Fahrt gemessen werden. In Kraft treten soll diese Regelung mit September 2017.
Im Jahr 1997 wurde die Verbrauchsangabe nach dem Drittelmix von den Werten des Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) abgelöst. Bei diesem Verfahren werden Kraftstoffverbrauch sowie die Emissionen eines Fahrzeugs anhand der abgegebenen Emissionen nur auf einem Rollen-Prüfstand ermittelt. Auf dieser künstlichen „Fahrbahn“ bewegen sich zwar die Räder – nicht jedoch das Auto. Der Fahrtwiderstand muss künstlich in dieser Laborsituation erzeugt werden. Ist bei diesem Testverfahren zwar die Fahrweise genau festgelegt (etwa die genauen Beschleunigungs- und Schaltzeitpunkte), bleibt dennoch das Gewicht des Fahrzeuges oder der Energiebedarf der Klimaanlage unberücksichtigt. Auch die Rahmenbedingungen sind nicht besonders streng definiert, sodass eine „legale“ Optimierung der Testergebnisse durch die Fahrzeughersteller zulässig ist. Die Erhöhung des Reifendrucks, das Verwenden von speziellen Leichtlaufölen oder das Nichtaufladen der Batterie sind einige solcher Varianten. NEFZ ist als relativer Verbrauchs- und Emissions-Maßstab auf der Basis stark idealisierter und sparsamer Fahrweise konstruiert worden. Die Angaben werden allerdings bei den KonsumentInnen als echter Verbrauch angesehen. Denn die Automobilhersteller werben offen mit diesen Werten.
Der Vorstoß, die Verbrauchs- und Emissionswerte (auch) während realer Fahrten zu messen, kann sowohl aus Umweltaspekten, aus Sicht der KonsumentInnen und der allgemeinen Gesundheit begrüßt werden. Sicherzustellen ist jedoch, dass Automobilhersteller dabei genau kontrolliert werden und keine optimierten Fahrzeuge Verwendung finden, also es einen normierten und überprüfbaren Testablauf gibt, der den Herstellern keinen Optimierungsspielraum bietet.
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