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Kürzlich stellte die EU-Kommission ihren jährlichen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern der breiten Öffentlichkeit vor. Die Ergebnisse bestätigen eindeutig das große gesellschaftliche und ökonomische Potenzial einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt. Dazu ist es aber notwendig, dass z.B. für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr getan wird. Ein wichtiger Baustein ist dabei der auch von der Arbeiterkammer immer wieder geforderte Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Trotz einiger Fortschritte bedarf es aber auch laut EU-Kommission weiterer Anstrengungen, damit die Europäische Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern umgesetzt wird.
Gleichstellung ist Grundwert der EU

Mit der Europäischen Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern für den Zeitraum 2010 - 2015 hat sich die Kommission zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in all ihren Politiken mit folgenden Themenschwerpunkten verpflichtet: gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen und Männer; gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit; ausgewogene Repräsentanz in Entscheidungsprozessen; Würde, Integrität und Bekämpfung geschlechtsbezogener Gewalt. Anhand der Schwerpunkte der Strategie wurde auch der Bericht verfasst. Interessant ist, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern bereits in den Grundwerten der Europäischen Union verankert ist. So wurde z.B. der Grundsatz des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei gleicher Arbeit bereits 1957 in den Römischen Verträgen festgeschrieben. Bis dato klafft aber eine große Lücke zwischen den Einkommen der Männer und Frauen. Österreich ist dabei absoluter „Spitzenreiter“ und hat einen Gender Pay Gap von fast 24 %! Der Bericht zeigt auf, dass gerade Unternehmen und ArbeitgeberInnen bei der Bekämpfung des Gender Pay Gaps eine maßgebende Rolle zukommt.

Ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Wirtschaft notwendig

Nach wie vor entfallen in der EU in allen Bereichen deutlich mehr Führungspositionen auf Männer als auf Frauen. Der Bericht zeigt auf, dass in Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft, aber auch in anderen Bereichen, Männer gegenüber Frauen nach wie vor deutlich in der Überzahl sind. In nationalen Parlamenten sind weniger als 25 % der Abgeordneten Frauen. Im Europäischen Parlament sind drei von zehn Abgeordneten Frauen (2009-2014). In der Wirtschaft sieht die Bilanz noch schlechter aus, da in den größten europäischen börsennotierten Unternehmen im Durchschnitt nur jedes zehnte Verwaltungsratsmitglied weiblich ist. In den Vorständen beträgt der Anteil gerade einmal 3 %. Um dies zu ändern, legte die EU-Kommission erst kürzlich einen Richtlinienvorschlag vor, wonach bis zum Jahr 2020 alle Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen in Europa zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein müssen. Der Wermutstropfen dabei ist allerdings, dass die Quote nicht verpflichtend ist. Abschließend kann man sagen, dass der Bericht die Problemfelder und Fortschritte in Europa dokumentiert, gleichzeitig aber aufzeigt, dass noch lange nicht von Gleichstellung gesprochen werden kann.

Weiterführende Information:

EU-Fortschrittsbericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern (nur auf Englisch)