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Finanzunternehmen, die Bank-ähnliche Geschäfte verrichten, aber außerhalb des regulären Bankensektors agieren, stellen einen in Europa wachsenden Markt dar. Die Tätigkeiten von Schattenbanken wie etwa Investmentfonds und Finanzierungsgesellschaften bringen aber enorme Risiken mit sich, die auf den ganzen Bankensektor überschwappen können. Mit einem Grünbuch will die EU-Kommission jetzt eine öffentliche Konsultation starten, um zu klären, was Schattenbanken eigentlich sind und wie sie besser reguliert und beaufsichtigt werden können.
Das System der Kreditvermittlung außerhalb des regulären Bankensystems nimmt einen beträchtlichen Anteil am gesamten Finanzsektor ein. Schätzungen des Rats für Finanzstabilität gehen für 2010 von einem Volumen des globalen Schattenbanksystems von etwa 46 Billionen Euro aus, dies entspricht 25 bis 30 Prozent des gesamten Finanzsystems und der Hälfte aller Bankaktiva. In Europa ist der Anteil der Vermögenswerte von Schattenbanken in den letzten Jahren drastisch gestiegen.

Aus Sicht der EU-Kommission erfüllen Schattenbanken bis zu einem gewissen Grad wichtige Aufgaben im Finanzsystem. So seien sie etwa zusätzliche Finanzierungsquellen und bieten AnlegerInnen Alternativen zu Bankeinlagen. Das Grünbuch weist aber auch auf die Risiken hin, die von den Tätigkeiten der Schattenbanken ausgehen. Beispielsweise können Insolvenzen und eingegangene Risiken von Schattenbanken leicht auf das Bankensystem überschwappen, da die Finanzunternehmen im Schatten häufig eng mit dem regulären Bankensektor verbunden sind.

„Was wir nicht wollen, ist, dass Tätigkeiten und Unternehmen des Finanzsektors bestehende und geplante Vorschriften umgehen und dies die Akkumulierung neuer Risikofaktoren im Finanzsektor nach sich zieht“, beschreibt Michel Barnier, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, die Intention der Kommission.

Grünbuch zum Schattenbankwesen startet eine öffentliche Konsultation


Welche Unternehmen und Aktivitäten eigentlich unter dem Begriff des Schattenbankwesens im Detail zu verstehen sind, muss allerdings noch geklärt werden. Durch die angestoßene öffentliche Konsultation erhofft sich die Kommission unter anderem Antworten auf diese Frage und Anregungen hinsichtlich der Herausforderungen für Aufsichts- und Regulierungsbehörden. Laut dem Grünbuch könnte es notwendig sein, Verfahren zum Informationsaustausch über Ermittlung von Schattenbanken und deren Aufsicht zwischen allen EU-Aufsichtsbehörden, der Kommission, der EZB und anderen Zentralbanken zu finden. Welche Vorschläge die Kommission nach dem Ende der Konsultation machen wird, um die Geschäfte von Schattenbanken zu regeln, ist noch offen. Eine Möglichkeit wäre es, neue Rechtsvorschriften speziell für Schattenbanken zu erlassen.

Bis 1. Juni können sich interessierte AkteurInnen an der Konsultation beteiligen.

Weitere Informationen:
Grünbuch Schattenbankwesen (englisch)