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ZurückDie EU-Kommissare Reding und Barnier ließen kürzlich mit scharfen Äußerungen in Richtung Kredit-Ratingagenturen aufhorchen. Die Kritik bezieht sich insbesondere auf das zweifelhafte Verhalten der Agenturen vor dem Hintergrund der Europäischen Rettungsprogramme.
„Eine der Schwächen des Finanzsystems ist die zu starke Abhängigkeit von Ratings“
Mit dieser Aussage in der französischen Zeitung La Tribune bezog sich Kommissar Barnier auf ein zentrales Problem dem sich Regierungen zurzeit beim Schnüren der Stützprogramme gegenübersehen. Viele Fonds sehen sich aus gesetzlichen Gründen gezwungen, das Geld ihrer AnlegerInnen nur in Anlageformen mit besten Bonitätsnoten zu investieren. Stufen die Ratingagenturen wie derzeit ab, führt das zu automatischen Verkäufen in großem Stil, ohne dass die FondsmanagerInnen Anstrengungen übernehmen würden, die tatsächlichen Risiken selbst zu überprüfen. Daher hat EU-Kommissar Barnier angekündigt, vor allem die Auswirkungen der Ratings begrenzen zu wollen.
„Europa darf sich nicht von drei US-Privatunternehmen kaputt machen lassen.“
Diese scharfen Worte von Justizkommissarin Viviane Reding in einem Interview mit der deutschen Zeitung Die Welt beziehen sich auf die EigentümerInnenstruktur der Ratingagenturen. Die zwei größten Ratingagenturen, Standard and Poor’s (S&P) und Moody‘s Investors (Moody’s) haben jeweils einen Marktanteil von 40%. Beide Gesellschaften gehören mehrheitlich US-InvestorInnen, die somit 80% des internationalen Ratingmarktes beherrschen. Faktisch stellen diese zwei Agenturen, gemeinsam mit Fitch, welche etwa 10% des Marktanteils besitzt und ebenfalls vor allem in den USA aktiv ist, ein Oligopol dar. Vom vielgerühmten Wettbewerb, der sonst so gerne beschworen wird, ist bei Ratings also keine Rede. Reding regt daher an, die Agenturen zu zerschlagen oder europäische oder asiatische Konkurrenzunternehmen zu fördern.
Hintergrund – Wie sieht das tägliche Geschäft einer Ratingagentur aus?
Ratingagenturen bewerten die Bonität von SchuldnerInnen, d.h. sie treffen Aussagen über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und auch, wie im Falle Griechenlands, von Staaten. Der Auftrag für ein Rating kommt in der Regel von den Unternehmen selbst. Ratings von Staaten wie Griechenland, Irland oder Portugal werden aber meist ohne Auftrag von den Ratingagenturen in Eigenregie erstellt. Die Erstellung von Ratings für Unternehmen ist für die Agenturen ein sehr lukratives Geschäft. So setzt S & P alleine jährlich zwischen 2 und 2,5 Milliarden Dollar um.
Das Image der Ratingagenturen hat besonders im Vorlauf zur Finanzkrise massiv gelitten. Im Auftrag von Investmentbanken verdienten sie sich bei der Beratung, wie Hypothekenkredite schön verpackt werden können, eine goldene Nase. Sie gaben diesen Papieren, die sich später als Ramsch herausstellten, auch noch Bestnoten.
Ratingagenturen betonen gerne die „Wissenschaftlichkeit und Rationalität“ ihrer Ratings, ein für Außenstehende schwer nachvollziehbares Argument. Die genauen Methoden, wie sie zu ihren Ratings kommen, sind nämlich Betriebsgeheimnis.
Weitere Informationen:
Interview von Kommissar Barnier in La Tribune (nur Französisch)
Informativer Artikel der Financial Times Deutschland zum Thema Ratingagenturen
Mit dieser Aussage in der französischen Zeitung La Tribune bezog sich Kommissar Barnier auf ein zentrales Problem dem sich Regierungen zurzeit beim Schnüren der Stützprogramme gegenübersehen. Viele Fonds sehen sich aus gesetzlichen Gründen gezwungen, das Geld ihrer AnlegerInnen nur in Anlageformen mit besten Bonitätsnoten zu investieren. Stufen die Ratingagenturen wie derzeit ab, führt das zu automatischen Verkäufen in großem Stil, ohne dass die FondsmanagerInnen Anstrengungen übernehmen würden, die tatsächlichen Risiken selbst zu überprüfen. Daher hat EU-Kommissar Barnier angekündigt, vor allem die Auswirkungen der Ratings begrenzen zu wollen.
„Europa darf sich nicht von drei US-Privatunternehmen kaputt machen lassen.“
Diese scharfen Worte von Justizkommissarin Viviane Reding in einem Interview mit der deutschen Zeitung Die Welt beziehen sich auf die EigentümerInnenstruktur der Ratingagenturen. Die zwei größten Ratingagenturen, Standard and Poor’s (S&P) und Moody‘s Investors (Moody’s) haben jeweils einen Marktanteil von 40%. Beide Gesellschaften gehören mehrheitlich US-InvestorInnen, die somit 80% des internationalen Ratingmarktes beherrschen. Faktisch stellen diese zwei Agenturen, gemeinsam mit Fitch, welche etwa 10% des Marktanteils besitzt und ebenfalls vor allem in den USA aktiv ist, ein Oligopol dar. Vom vielgerühmten Wettbewerb, der sonst so gerne beschworen wird, ist bei Ratings also keine Rede. Reding regt daher an, die Agenturen zu zerschlagen oder europäische oder asiatische Konkurrenzunternehmen zu fördern.
Hintergrund – Wie sieht das tägliche Geschäft einer Ratingagentur aus?
Ratingagenturen bewerten die Bonität von SchuldnerInnen, d.h. sie treffen Aussagen über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und auch, wie im Falle Griechenlands, von Staaten. Der Auftrag für ein Rating kommt in der Regel von den Unternehmen selbst. Ratings von Staaten wie Griechenland, Irland oder Portugal werden aber meist ohne Auftrag von den Ratingagenturen in Eigenregie erstellt. Die Erstellung von Ratings für Unternehmen ist für die Agenturen ein sehr lukratives Geschäft. So setzt S & P alleine jährlich zwischen 2 und 2,5 Milliarden Dollar um.
Das Image der Ratingagenturen hat besonders im Vorlauf zur Finanzkrise massiv gelitten. Im Auftrag von Investmentbanken verdienten sie sich bei der Beratung, wie Hypothekenkredite schön verpackt werden können, eine goldene Nase. Sie gaben diesen Papieren, die sich später als Ramsch herausstellten, auch noch Bestnoten.
Ratingagenturen betonen gerne die „Wissenschaftlichkeit und Rationalität“ ihrer Ratings, ein für Außenstehende schwer nachvollziehbares Argument. Die genauen Methoden, wie sie zu ihren Ratings kommen, sind nämlich Betriebsgeheimnis.
Weitere Informationen:
Interview von Kommissar Barnier in La Tribune (nur Französisch)
Informativer Artikel der Financial Times Deutschland zum Thema Ratingagenturen