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Erst am 28. April 2010 war der Kommissionsvorschlag zur Arbeitszeitrichtlinie im Straßenverkehr vom Beschäftigungsausschuss im Europäischen Parlament abgelehnt worden. Die EU-Abgeordneten schlossen sich dort der Meinung der ArbeitnehmervertreterInnen an, dass der Vorschlag die Verkehrssicherheit gefährdet und die Situation von Bus- und LKW-LenkerInnen weiter verschlechtert. Diese Woche wurde bekannt, dass die für diesen Richtlinienvorschlag zuständige EU-Abgeordnete Edit Bauer von der Europäischen Volkspartei Geheimverhandlungen mit dem Rat aufgenommen hat. Ohne Mandat des Europäischen Parlaments. Sie versucht nun das Gegenteil von dem zu erreichen, was im Beschäftigungsausschuss beschlossen wurde: die Durchsetzung des Kommissionsvorschlags und damit Höchstarbeitszeiten von bis zu 86 Stunden für (Schein-)Selbständige Bus- und LKW-FahrerInnen.

Diese Woche hätte die Ablehnung der Arbeitszeit-RL im Straßenverkehr im Plenum des Parlaments bestätigt werden sollen. Edith Bauer und ihre Fraktion, die Europäische Volkspartei, verlangten jedoch die Verschiebung der Abstimmung auf die nächste Plenarsitzung im Juni 2010. Grund: Der Zeitraum zwischen Ausschussabstimmung und dem Beschluss im Plenum sei zu knapp.

In der Reaktion auf den Antrag Bauers ließ der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Sozialisten & Demokraten, Hannes Swoboda, eine Bombe platzen: Er sei darüber informiert worden, dass Edit Bauer Geheimverhandlungen zu dem Richtlinienvorschlag mit dem Rat führe. Ein Affront, da Bauer keinen Auftrag vom zuständigen Beschäftigungsausschuss für Verhandlungen mit dem Rat bekommen hat. Noch schlimmer ist, dass die konservative EU-Abgeordnete offenbar nicht über eine Ablehnung des Richtlinienvorschlags verhandelt, sondern – ganz im Gegensatz zum Abstimmungsergebnis im Beschäftigungsausschuss – über Möglichkeiten zur Durchsetzung des Kommissionsvorschlags.

Es wird nun folgende Vorgangsweise der EU-Abgeordneten Bauer befürchtet: Sie will Abtrünnige ihrer Fraktion (vor allem FranzösInnen und ItalienerInnen) und der Europäischen Liberalen mit einem Kompromissvorschlag doch noch für die Richtlinie gewinnen. Dies, obwohl der Beschäftigungsausschuss mit einer deutlichen Mehrheit von knapp 60 % für die Zurückweisung des Richtlinienvorschlags gestimmt hat. Eine einzigartige Vorgehensweise, die gegen die Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments verstößt und den demokratischen Beschluss im Ausschuss ignoriert.

Die Abstimmung im Plenum wurde nun auf Juni verschoben. Mit einer hitzigen Diskussion im Beschäftigungsausschuss am 1. und 2. Juni ist zu rechnen.

Weiterführende Informationen:

Link zum Bericht, wie er im Beschäftigungsausschuss abgestimmt wurde