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Der Verkehr soll umweltfreundlicher und -schonender werden und zwar mit neuen LKW mit einer Länge von bis zu 25,25 Metern und einem Maximalgewicht von 60 Tonnen. So lauten zumindest die Vorstellungen der LKW-LobbyistInnen und einiger Großkonzerne, die bei einer Werbeveranstaltung unter Führung des EU-Abgeordneten Koch von der Europäischen Volkspartei präsentiert wurden. Unterstützt würden diese Forderungen von einer Studie, die von den Konzernen UPS und TNT gesponsert wurden.

Wie Koch in seinem Eingangsreferat betonte, solle CO2 reduziert, die Logistikinfrastruktur ausgebaut und damit ein umweltfreundlicherer Verkehr geschaffen werden. Es gehe ohnehin nur um 44 Tonnen-LKW, die Belastung für den Straßenbelag lasse sich durch mehr LKW-Achsen reduzieren. Der Kraftstoffverbrauch werde dadurch massiv gesenkt. Deutschland will laut Koch schon bald Pilotprojekte für die von dem Abgeordneten „Ökoliner“ bzw. „Ökomonster“ getauften LKW auf bestimmten Strecken erlauben. Eine Konkurrenz zur Schiene sieht Koch nicht.

Unterstützung erhält der Abgeordnete – wenig überraschend – von NEA, einem unternehmerfreundlichen Beratungsunternehmen. Die NEA-Studie, gesponsert von den Paketdienstleistern UPS und TNT, findet eine Reihe von Vorteilen bei der Nutzung der „Ökomonster“. 30 Prozent weniger Straßenkapazität als mit normalen LKWs wären nötig, die größeren LKW wären nicht gefährlicher als die 40 Tonnen LKWs und Konkurrenz zur Schiene gäbe es nur bei einer Strecke bis zu 100 Kilometern, was laut seinen Angaben rund 10 Prozent des Gesamtvolumens entspricht.

Eine Korridorstudie hat NEA auch gemacht und zwar mit einem UPS-„Ökomonster“ zwischen den deutschen Städten Herne und Köln. Eine Ersparnis von 70.000 km, 21.700 Liter Diesel und 57,2 Tonnen CO2 sei die Folge gewesen. Wie sie zu diesem wundersamen Ergebnis gekommen sind, wird allerdings nicht dargestellt. In Österreich könnte man mit diesen neuen LKWs über 700 Fahrten einsparen und den CO2-Ausstoß um 552 Tonnen reduzieren.

Unterstützung kam weiters von den Firmen IKEA, Flora Holland und Rockwool, die mit den Monstertrucks viele Tonnen CO2 einsparen konnten. Die Abgeordneten Meißner von den Liberalen, Eppik von den Europäischen Konservativen und Koch von der Europäischen Volkspartei pflichteten den Vorteilen des „Ökomonsters“ bei.

Die Werbeveranstaltung wurde nur von einigen wenigen gestört, die trotz der „unabhängigen“ NEA-Studie Bedenken zur Zulassung der „Monstertrucks“ äußerten. Der Grüne Abgeordnete Cramer kritisierte, dass es mit diesen LKWs entgegen den Aussagen der RednerInnen zu einer Verlagerung von 50 Prozent des Transportvolumens von der Schiene auf die Straße kommen würde. Überdies gäbe es keine Infrastruktur für derartige Monstertrucks: Schon jetzt würden in Deutschland 20.000 Parkplätze fehlen, die aber für die Ruhezeit der LKW-FahrerInnen nötig seien.

Sowohl AK EUROPA, als auch die Gewerkschaft vida, das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und die österreichische Bundesregierung haben sich deutlich gegen die europaweite Zulassung von LKWs mit einer Länge von bis zu 25,25 Metern Länge und einem Gewicht von bis zu 60 Tonnen ausgesprochen: Die zu erwartende Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene würde den CO2-Ausstoß sogar erhöhen, die Infrastrukturkosten wären durch die nötigen Anpassungsmaßnahmen immens. Dass es zu weniger Fahrten mit den Monstertrucks kommen soll, ist nicht nachvollziehbar: Statistiken zeigen, dass bei den wenigsten 40 Tonnen-LKW die Transportkapazitäten auch nur annähernd ausgelastet sind. Der Transportbarometer der Deutschen Verkehrszeitung gibt für grenzüberschreitende Fahrten eine Auslastung von gerade einmal 41 Prozent an, für Transporte innerhalb Deutschlands sind es 44 Prozent. Für Österreich sind es laut der Zeitschrift Verkehr überhaupt nur 27 Prozent.

Weiterführende Informationen: 

AK-Stellungnahme zur Einführung von Gigalinern