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Ein am 3. Februar veröffentlichter Bericht der Kommission unterstreicht die Bedeutung der Sozialpartner in Europa. Der strukturierte Dialog zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern verringert nicht nur soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft, sondern kann auch maßgeblich helfen, die Auswirkungen der Finanzkrise abzufedern.
Die Sozialpartner sind jetzt wichtiger denn je – lautet die zentrale Botschaft des Berichtes „Industrial Relations in Europe“, der diese Woche in Brüssel präsentiert wurde. Die Einflussnahme der Sozialpartner auf Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik wirke kostensenkend, fördere Vertrauen und Zuversicht und erleichtert somit strukturelle Anpassungen in der Wirtschaft. In der gegenwärtigen Rezession, bei der ArbeitnehmerInnen um Arbeitsplätze und Einkommenseinbußen fürchten und Fachwissen durch Kündigungen verloren geht, kommt den Sozialpartnern eine Schlüsselrolle zu. „Das Konjunkturprogramm der EU und unsere Strategie für Wachstum und Beschäftigung sind ohne die Einbeziehung der Sozialpartner nicht denkbar“, betont der tschechische Kommissar für Beschäftigung und Soziales Vladimir Spidla.

Der Bericht über Arbeitsbeziehungen in Europa zeigt, dass sich Kollektivvertragsverhandlungen sowohl auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, als auch auf die Armutsquote trotz Erwerbstätigkeit auswirken. Im Europavergleich gibt es eine empirische Evidenz dafür, dass in Ländern, wo der gewerkschaftliche Organisationsgrad um 10 % höher ist, die Lohnunterschiede um 2 % geringer ausfallen. Ebenso sinkt die Quote der erwerbstätigen Armen, also jener Personen, die trotz Erwerbsarbeit weniger als 60 % des Medianeinkommens verdienen, bei einer 10 % höheren Abdeckung durch Kollektivverträge um 0,5 Prozent. Ein klarer Hinweis auf die Wichtigkeit von Gewerkschaften mit einem hohen Organisationsgrad.

Beim Ländervergleich fällt auf, dass Österreich sowohl bei der Mitgliedschaft bei Arbeitgeberorganisationen (100 %), als auch bei der Abdeckung durch Kollektivverträge (99 %), an erster Stelle in Europa steht. Beim gewerkschaftlichen Organisationsgrad ist jedoch ein Rückgang von 37 % (im Jahr 2000) auf 33 % (im Jahr 2005) zu verzeichnen.

Auf Grund der empirischen Zahlen lässt sich belegen, dass starke Sozialpartner wesentlich zum Abbau von Gerechtigkeitsdefiziten in Europa beitragen. Darüber hinaus sind sie im Kampf gegen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise unverzichtbar. Die EU will sich nun verstärkt für eine Weiterentwicklung des sozialen Dialoges in ganz Europa einsetzen. Hierfür hat sie den Europäischen Sozialfonds um 1,2 Mrd. für die Periode 2007-2013 aufgestockt. Was allerdings noch immer fehlt und von der AK mit Nachdruck eingefordert wird, ist eine sozialere Ausrichtung der EU-Politiken. Denn die Zahlen des Kommissionsberichts zeigen eines sehr deutlich: Gut ausgebaute Systeme der sozialen Marktwirtschaft sind kein Kostenfaktor, sondern ein wesentlicher Standortvorteil.


Weiterführende Informationen:

Pressemitteilung über die Arbeitsbeziehungen in Europa

Kurzfassung des Berichtes über Arbeitsbeziehungen in Europa (nur in Englisch verfügbar)

Der gesamte Bericht über Arbeitsbeziehungen in Europa (nur in Englisch verfügbar)