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ZurückVor dem Hintergrund eines eingeleiteten Fusionskontrollverfahrens der Europäischen Kommission und des dadurch drohenden Verkaufes des Nidec Werkes in Fürstenfeld steht ein Verlust von 400 Arbeitsplätzen im Raum. In einem persönlichen Gespräch mit Cecilio Madero Villarejo, stv. Generaldirektor in der GD Wettbewerb, hat sich AK Steiermark-Präsident Josef Pesserl nachdrücklich für den Erhalt der Arbeitsplätze am österreichischen Standort eingesetzt.
Ende letzten Jahres hatte die Europäische Kommission ein Verfahren nach der EU‑Fusionskontrollverordnung eingeleitet, um die geplante Übernahme von Embraco, der Kühlkompressorensparte von Whirlpool, durch Nidec zu prüfen. Die Kommission äußerte auf Grund einer von ihr durchgeführten Marktanalyse Bedenken, dass die Übernahme zu einem zu hohen Marktanteil bei der Lieferung von Kühlkompressoren führen würde und den Wettbewerb beeinträchtigen könnte. Nidec hätten im Verfahren die Möglichkeit gegen diese – bislang nur einstweilige – Entscheidung und die Marktanalyse der Kommission Einspruch zu erheben. Ein anderer von der Kommission aufgezeigter Weg ist der Verkauf eines Unternehmensteils, um dadurch ausreichenden Wettbewerb zu gewährleisten.
Weitreichende Folgen für den Standort in Fürstenfeld
Für die betroffenen ArbeitnehmerInnen im erst 2017 vom japanischen Konzern Nidec gekauften Werk in Fürstenfeld hat die geplante Übernahme von Embraco oder der im Raum stehende Verkauf weitreichende Folgen. Es handelt sich um eine strukturschwache Region im Grenzgebiet. Beschäftigungsrate und Durchschnittslöhne liegen hier deutlich unter dem österreichischen und auch steirischen Schnitt. Seit Ausbruch der Finanzkrise schaut das Werk auf eine turbulente Geschichte zurück: Aufgrund von Dumping-Wettbewerb aus Asien und fehlender Investitionen ging 2012 der damalige Eigentümer ACC in Konkurs, das Werk wurde in der Folge vom Finanzinvestor Aurelius aufgekauft.
Durch die Übernahme durch Nidec 2017 schöpfte die Belegschaft Hoffnung. Das Unternehmen schien einen langfristigen Plan für den Standort zu haben: Seit 2017 hatte Nidec 8 Mio. Euro investiert und 100 neue Arbeitsplätze in einer strukturell schwierigen Region geschaffen. Darüber hinaus wurden weitere 50 Mio. Euro an Investitionen angekündigt, was bis zu 700 Arbeitsplätze in der Region sichern könnte. Vor diesem Hintergrund besteht nun großes Unverständnis der ArbeitnehmerInnen und Bevölkerung über die (einstweilige) Entscheidung der Kommission. Bei einem Verkauf des Werkes durch Nidec ist zu befürchten, dass Arbeitsplätze am Standort und – in weiterer Folge – in Europa verloren gehen und nach Asien verlagert werden. Dies zeigen auch aktuelle Beispiele der Schwesterwerke des Standortes in Italien und Spanien. Nach Übernahme durch strategische Investoren wurde die Produktion in Europa eingestellt, Investitionen blieben aus.
Pesserl: Kampf um Erhalt der Arbeitsplätze und Kriterien für Verkauf
„Mir war wichtig einzufordern, dass bei der Entscheidung der Generaldirektion Wettbewerb der Erhalt des Standortes und der Arbeitsplätze an erster Stelle stehen“, erklärte AK Steiermark-Präsident Pesserl, der aus diesem Grund mit Experten der Wirtschaftsabteilung nach Brüssel geflogen ist und durch Mitarbeiterinen aus dem AK Büro Brüssel bei dem Gespräch verstärkt wurde. Es gab einen intensiven Austausch mit dem stv. Generaldirektor Madero und seinem Team über die aktuelle Situation bei Nidec und über die Konsequenzen allfälliger Arbeitsplatzverluste. Im Mai soll ein Termin mit Kommisarin Vestager folgen.
Aus Sicht der AK ist wichtig, dass - sollte es zu einem Verkauf des Werkes in Fürstenfeld kommen – von der Kommission Kriterien angewandt werden, die den Standort, die bestehenden Arbeitsplätze und geplanten Investitionen sichern. Die Arbeiterkammer hat eine detaillierte Liste solcher Kriterien ausgearbeitet und an die Kommission übermittelt. „Es wurde uns zugesichert, dass vor einer Zustimmung zum Verkauf genau geprüft wird, ob der mögliche Käufer das Werk und die Arbeitsplätze erhalten kann, Investitionen tätigen und als potenter Mitbewerber am Markt auftreten will“, resümiert AK Steiermark-Präsident Pesserl. Eine Entscheidung in dem Fall wird in naher Zukunft fallen.
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