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ZurückDie Europäische Kommission veröffentlichte am 8. April 2019 eine Strategie für die weiteren Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Kommission betont, dass dabei ethische und rechtliche Fragen ins Zentrum der weiteren Forschung und Entwicklung gerückt werden, um eine Technologie zu schaffen, die das Vertrauen der Menschen genießt.
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als die Zukunftstechnologie schlechthin und gewinnt schon jetzt immer größeren Einfluss auf unser Leben. Derartige technologische Systeme mit der Fähigkeit zu lernen werden bereits in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt: Etwa in der Medizin, um aussagekräftige Diagnosen zu stellen, aber auch bei automatischer Gesichtserkennung, Computerspielen oder um SchülerInnen das Lernen zu erleichtern. Künstliche Intelligenz wird von vielen Seiten als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts gehandelt, weshalb auch seit Längerem ein globales Rennen im Gange ist, um an der Spitze der KI-Forschung zu stehen und so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern zu erlangen. Bisher galten die USA mit ihren Forschungsinstituten und Software-Firmen als Anführer der „KI-Revolution“, jedoch setzte China in den letzten Jahren mit dem ausgerufenen „New Generation Artificial Intelligence Development Plan“ entschlossen auf diesen Bereich und plant mit gewaltigen Investitionen bis 2030 zur Supermacht bei Künstlicher Intelligenz aufzusteigen. Einen eher zweifelhaften Wettbewerbsvorteil hat China auch durch die problematischen Datenschutzregelungen, denn die relativ freie Sammlung, Verwendung und Verarbeitung von Daten kommt den chinesischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zugute.
Die Europäische Union hinkt in diesem Technologiebereich momentan hinterher und es gab bisher keinen gemeinsamen Fahrplan aller Mitgliedsstaaten für die Zukunft. Lediglich auf nationalstaatlicher Ebene wurde von Finnland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich Pläne vorgestellt. Nun zieht aber auch die Europäische Kommission nach und hat eine Strategie vorgelegt, mit der die EU in Stellung gebracht werden soll.
EU will „menschenzentrierte“ Künstliche Intelligenz
Mit der vorgelegten Strategie verfolgt die Kommission das Ziel, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Europa voranzutreiben und Vertrauen in diese neue Art der Technologie zu schaffen. Mit der geplanten Vorgangsweise soll eine „menschenzentrierte Künstliche Intelligenz“ geschaffen werden, die das Wohlergehen der Menschen steigert. Gleichzeitig soll aber mit der ethischen Ausrichtung das Vertrauen der BürgerInnen in die digitale Entwicklung gestärkt werden und dadurch ein Wettbewerbsvorteil für europäische KI-Unternehmen geschaffen werden. Die Kommission zielt mit dieser Strategie darauf ab, dass die europäische Industrie als Vorreiterin auf diesem Gebiet eine unverwechselbare Marke schafft, die weltweit Vertrauen genießt. Mit der Ausarbeitung geeigneter Ethik-Leitlinien war eine hochrangige ExpertInnengruppe beschäftigt.
Ethik-Leitlinien und nächste Schritte
Die eingesetzte ExpertInnengruppe hat folgende sieben ethische Kernanforderungen ausgearbeitet, die bei den weiteren Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz in Europa berücksichtigt werden sollen:
- Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht
- Technische Robustheit und Sicherheit
- Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement
- Transparenz
- Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness
- Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen
- Rechenschaftspflicht
Die ethischen Leitlinien werden nun in einem nächsten Schritt in der Praxis getestet und von der ExpertInnengruppe unter Einbindung von Interessensgruppen aus dem privaten und öffentlichen Sektor einer eingehenden Bewertung über die Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit der Vorgaben unterzogen. Darüber hinaus wird die Kommission angesichts der weltweiten Abhängigkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz auch international Bemühungen anstellen, um einen Konsens über eine auf den Menschen ausgerichtete KI zu erzielen.
Aus Sicht der KonsumentInnen sind die ausgearbeiteten ethischen Kernanforderungen wichtige Thematiken, die bei der Entwicklung von Leistungen und Produkten mit Künstlicher Intelligenz unbedingt mitbedacht werden müssen. Das Wohl der NutzerInnen sollte bei derartigen Neuerungen im Mittelpunkt stehen, daher bedarf es klarer Rahmenbedingungen, die die KonsumentInnen schützen und einen sensiblen Umgang mit ihren Daten garantieren. Darüber hinaus muss auch die Frage der rechtlichen Haftung bei der Verwendung von Künstlicher Intelligenz und automatisierter Systeme in den Mittelpunkt gerückt werden.
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