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Diese Woche präsentierte die Europäische Kommission den jährlichen Bericht „Beschäftigung in Europa 2009“. Der Bericht ist das Hauptinstrument der Generaldirektion Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit zur Analyse der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktentwicklungen in der Europäischen Union und den Kandidatenländern. Kernaussage des Berichts: Die derzeitige Krise schlägt auf die Arbeitsmärkte in der EU voll durch und macht den größten Teil des seit dem Jahr 2000 erreichten Beschäftigungswachstums wieder zunichte.
Zweifel an Gerechtigkeit und Effizienz des europäischen Systems
Die Hauptleittragenden der Krise sind schnell ausgemacht: Männer, junge Menschen, Geringqualifizierte und Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen. Um den Herausforderungen der nächsten Jahre gewachsen zu sein analysiert der Bericht zwei Kernfragen der zukünftigen EU Arbeitsmarktpolitik: die Beschäftigungsdynamik und die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arbeitsmarkt. Die Dynamik am EU Arbeitsmarkt ist beachtlich. Jedes Jahr wechseln zwischen einem Fünftel und einem Viertel aller europäischen ArbeitnehmerInnen ihren Arbeitsplatz. Die Fluktuationsrate bei jungen ArbeitnehmerInnen (15 bis 24 Jahre) liegt sogar bei ungefähr 70 %. Die Langzeitarbeitslosigkeit in der EU ist aber nach wie vor ein Hauptproblem, sei es hinsichtlich der Anzahl der Arbeitslosen oder der Dauer. Interessant ist, dass der Bericht die Gerechtigkeit und Effizienz des europäischen Systems anzweifelt. Es wird ein Vergleich mit den USA gezogen, die gemäß der Kommission das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit viel besser in den Griff bekommen als in Europa. Weiters wird behauptet, dass die Langzeitarbeitslosigkeit infolge strenger Rechtsvorschriften zum Schutz der Beschäftigten langfristig tendenziell steigt und bei Förderung von arbeitsmarkpolitischen Maßnahmen sinkt.

„Grüne“ Arbeitsplätze tragen nur begrenzt zu einem höheren Beschäftigungsniveau bei
Die Politik zur Senkung der Kohlenstoffemissionen wird die Beschäftigungsstrukturen in der EU wesentlich ändern, ist im Bericht zu lesen. Argumentiert wird, dass der zugrunde liegende Strukturwandel zu einer Verlagerung von Arbeitskräften führen und sich auf alle Wirtschaftssektoren, Qualifikationsgruppen und Regionen auswirken wird. Insgesamt dürften die Auswirkungen auf das Gesamtbeschäftigungsniveau begrenzt sein. Grund dafür ist, dass neue grüne Arbeitsplätze geschaffen und manche bestehenden Arbeitsplätze verloren gehen. Wichtig bei all dem ist aber, dass innerhalb und außerhalb von Unternehmen angemessene Ausbildungs- und Bildungskonzepte geschaffen werden.

Der Bericht schließt mit der Aufforderung an Europa, sich nicht nur darauf zu beschränken, gegen die Rezession vorzugehen; es muss sie vielmehr als Chance nutzen, um eine produktivere, innovativere, qualifiziertere, grünere Wirtschaft mit offenen und integrativen Arbeitsmärkten zu schaffen. Fehlen durfte natürlich nicht das „Zauberwort“ Flexicurity im Bericht, das einerseits als Heilmittel zur Modernisierung der Arbeitsmärkte und anderseits als der Garant für eine erfolgreiche Erholung angepriesen wird.


Weiterführende Informationen:

Presseaussendung der Kommission zum Bericht „Beschäftigung in Europa 2009“