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ZurückImmer mehr Haushalte in Österreich legen Wert auf nachhaltigen Konsum. Wie eine Studie der AK nun belegt, stoßen Konsument:innen in der Praxis aber immer wieder auf Probleme. Um nachhaltigen Konsum alltagstauglich zu machen, braucht es verbesserte Rahmenbedingungen – und zwar sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene.
Die Notwendigkeit einer sozialen und ökologischen Neuausrichtung unseres Wirtschaftssystems wird zunehmend auch von politischen Entscheidungsträger:innen erkannt. So finden sich mit dem Grünen Deal auf europäischer Ebene als auch mit dem verbindlichen Ziel der Klimaneutralität bis 2040 auf österreichischer Ebene wichtige politische Vorhaben. Dem Aspekt des realtypischen Konsument:innenverhaltens wird in der Regel aber wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und genau dieser rückt in der aktuellen AK-Studie zu nachhaltigem Konsum in den Mittelpunkt.
Die AK-Studie untersucht zum einen die Verbreitung nachhaltiger Konsumpraktiken in österreichischen Haushalten inklusive soziodemographischer Differenzierung, und erfasst andererseits Ärgernisse von Konsument:innen in Zusammenhang mit nachhaltigem Konsum. Dabei wurde auf die österreichweiten Konsummonitor-Umfrage der AK mit der Uni Wien zurückgegriffen, für die im Befragungszeitraum Januar 2019 bis März 2020 insgesamt über 1000 Konsument:innen befragt wurden.
Die AK Studie zeigt auf, dass insbesondere beim Lebensmitteleinkauf die Sensibilität für das Thema stark ausgeprägt ist. Der gezielte Kauf von regionalen Lebensmitteln ist weit verbreitet (65 %) und fast jede:r Zweite kauft gezielt Bio- oder Fairtrade-Produkte. Politischer Konsum im Sinne des regelmäßigen Boykottierens (also des gezielten Nicht-Kaufs von Marken bzw Produkten) oder Buykottierens (des gezielten Kaufs) wird von einem Drittel der österreichischen Verbraucher:innen regelmäßig betrieben. Ein Drittel der Konsument:innen gibt an, das eigene Reiseverhalten durch die Klimadebatte bereits verändert zu haben, am häufigsten durch Reduktion bzw. Verzicht auf Flugreisen.
Im Bereich der Haushaltsgroßgeräte achtet die Mehrheit der Konsument:innen bei der Kaufentscheidung auf nachhaltige Geräteeigenschaften, also beispielsweise Reparierbarkeit, umweltfreundliche Herstellung, geringer Verbrauch etc. Auch die Unterstützung konsumpolitischer Maßnahmen sowie das Bewusstsein über strukturelle Probleme ist groß, wie zB Greenwashing und schwierige bis unmögliche Reparaturen, die nachhaltigen Konsumpraktiken entgegenstehen. In Zusammenhang mit nachhaltigem Konsum ärgern sich die befragten Konsument:innen vor allem über fehlende Verantwortungsübernahme der Politik, mangelnde Transparenz in der Kennzeichnung und die derzeitige Überforderung von Konsument:innen durch Greenwashing & Co.
Aus Sicht der AK zeigen diese Ergebnisse, dass sich immer mehr Konsument:innen bemühen, nachhaltig zu konsumieren. Zum Teil scheitern sie aber an entsprechenden Rahmenbedingungen, wie zB fehlender Kostenwahrheit und mangelnder Auswahl nachhaltiger Alternativen. Deshalb braucht es eine entsprechende Infrastruktur für nachhaltigen Konsum. Die AK fordert deshalb gesetzliche Regelungen vor allem auch auf Europäischer Ebene, um den nachhaltigen Konsum zu erleichtern. Dies umfasst unter anderem:
- Eine klare Kennzeichnung von Nachhaltigkeit sowie Kriterien für Gütesiegel, damit Konsument:innen sich beim Einkauf leichter entscheiden können.
- Verbesserter Schutz vor Greenwashing: Es braucht klarere Regeln, um den Missbrauch von Nachhaltigkeitsversprechen als reines Marketinginstrument zu reduzieren. Eine Möglichkeit wäre hierzu beispielsweise eine zentrale Datenbank für Green Claims, mit der für die Werbung relevante Begriffe wie „CO2-neutral“ oder „klimafreundlich“ definiert werden.
- Ein starkes Lieferkettengesetz: Auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene müssen Unternehmen dazu verpflichtet werden, entlang ihrer globalen Lieferketten Umweltstandards und Menschenrechte einzuhalten. Die Europäische Kommission hat diese Woche den lange erwarteten Vorschlag vorgelegt.
- Die Rahmenbedingungen für Reparaturen verbessern, beispielsweise in Hinblick auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, ein reparaturfreundliches Produktdesign, Zugang zu Konstruktions- und Reparaturanleitungen sowie unabhängige Reparaturbetriebe.
- Die Verlängerung der Gewährleistungsfrist von derzeit zwei auf mindestens fünf Jahre bei langlebigen Produktgruppen.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: KonsumentInnen wollen „grüneren“ Kühlschrank, Herd & Co
AK Wien: Studie zu Nachhaltigem Konsum
AK Wien und Universtität Wien: Konsummonitor
A&W Blog: Nachhaltiger Konsum, aber bitte alltagstauglich