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Die „Generation Praktikum“ ist in aller Munde, nun hat sich EUROBAROMETER in einer empirischen Studie mit der Situation von PraktikantInnen auseinandergesetzt. Zeitgleich erschien eine Studie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) im Auftrag des österreichischen Sozialministeriums, die die österreichische Lage der PraktikantInnen zum Gegenstand hat. Insgesamt zeigt sich, dass es in diesem uneinheitlichen, manchmal undurchsichten Feld einer Durchsetzung arbeits- und sozialrechtlicher Standardsbedarf.
Praktika – weitverbreitet und oftmals unbezahlt

EUROBAROMETER hat für seine Studie beinahe 13 000 Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren innerhalb der EU zu ihren Erfahrungen befragt. Beinahe die Hälfte der Befragten hat schon ein oder mehrere Praktika absolviert. Immerhin 36% davon haben schon drei oder mehr Praktika gemacht.

In der Studie zeigt sich auch, dass Praktika in dem Maße zunehmen, wie Lehrausbildung abnehmen. Während sich in Österreich Praktika und Lehrausbildung die Waage halten (bei Lehrausbildungen EU-weit der höchste Anteil), machen in den Niederlanden mit ihrem stark liberalisierten Arbeitsmarkt nur 24% eine Lehre gegenüber 79% die Erfahrungen mit Praktika haben. Daraus schließen die StudienautorInnen, dass Praktika für Firmen oftmals auch eine Flucht in einen weniger regulierten Bereich sind.

Die prekäre Situation lässt sich auch an einigen weiteren erhobenen Zahlen verdeutlichen. 35% der Befragten haben bei ihrem Praktikum keinen Vertrag unterschrieben und nur 40% wurden finanziell kompensiert. Die letzte Zahl ist umso erschreckender, wenn der Fakt einbezogen wird, dass selbst bei Praktika über 6 Monaten nur etwas mehr als die Hälfte finanziell entschädigt wurden. Schließlich geben von denjenigen, die bezahlt wurden nur 46% an, dass ihre Entlohnung ausreichte, um die notwendigsten Kosten, wie Miete und Essen zu bezahlen.

Wenn es schließlich um die Nützlichkeit der Praktika für die PraktikantInnen geht, zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Zwar geben 89% an, dass sie Nützliches für ihr weiteres Berufsleben erlernten und immerhin noch 71% geben an, dass ihnen ihr Praktikum für die Arbeitssuche geholfen hat oder noch helfen wird, aber wenn es um den berühmten Fuß in der Tür geht, zeigt sich ein anderes Bild. Nur ein Viertel gibt an, dass ihnen nach ihrem Praktikum ein Anstellungsverhältnis angeboten hat, während genausovielen eine Verlängerung des Praktikums angeboten wurde. Letzteres deutet darauf hin, dass Praktika oftmals als Karotte vor der Nase verwendet werden, um reguläre Arbeitsverhältnisse zu vermeiden.

Auch in Österreich sieht die Situation nicht besser aus. Die bereits erwähnte Studie von FORBA fand heraus, dass in Österreich immerhin 13% der StudienabsolventInnen Praktika machen, von denen ein Viertel unbezahlt und ein weiteres Drittel unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze bezahlt sind.

Viel zu tun

Die beiden Studien zeigen, dass im Bereich der Praktika noch viel zu tun ist. Das gilt umso mehr, als dieser Bereich in den meisten Ländern völlig unreguliert ist. Es entsteht insgesamt der Eindruck, dass Praktika oftmals von Unternehmen und Organisationen dazu benutzt werden, auf billige oder gratis Arbeitskräfte zurückzugreifen, deren einziger Lohn dann der Eintrag im Lebenslauf ist. Die Tatsache, dass PraktikantInnen oftmals unter- oder unbezahlt sind, ist nicht nur für die Betroffenen selbst ungerecht, sondern auch ausschließend für jene die nicht über die finanziellen Ressourcen verfügen, um 6 Monate gratis zu arbeiten.

Gerade angesichts der grassierenden Jugendarbeitslosigkeit in Europa und den Bemühungen auf europäischer Ebene, mittels Initiativen wie der Jugendgarantie, junge Menschen in Jobs aber eben auch Praktika zu bringen, braucht es hier einer klaren Verbesserung der Rechte für die Jugendlichen ArbeitnehmerInnen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Praktika angesichts der tristen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt oftmals missbraucht werden. Die Kommission hat angekündigt noch im Dezember Qualitätsstandards für Praktika zu veröffentlichen. Ob ein solch unverbindlicher Rahmen ausreichen wird, an der Situation etwas zu verbessern, bleibt abzuwarten.