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Diese Woche veröffentlichte Eurostat die ersten Zahlen zu den Defiziten und der Verschuldung der öffentlichen Hand in den EU27 für das Jahr 2010. Vor allem aufgrund der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Mitgliedstaaten weit von der in den Maastricht-Kriterien festgelegten Verschuldungsgrenze von 60 Prozent entfernt: Betrug die durchschnittliche Verschuldung der Mitgliedstaaten vor Ausbruch der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 rund 59 Prozent, so sind es im Jahr 2010 bereits 80 Prozent. Im Euroraum beläuft sich der Schuldenstand sogar auf über 85 Prozent. Verantwortlich dafür sind aber nicht unbedingt nur die von Ratingagenturen und Medien besonders gescholtenen Ländern Griechenland, Spanien und Portugal. Eine Reihe von Ländern mit bester Bonität weisen teilweise ebenfalls einen Verschuldungsgrad von mehr als 80 Prozent auf.
Nach Griechenland mit einer Verschuldung von 142,8 Prozent weist Italien mit 119 Prozent den zweithöchsten Schuldenstand in der Europäischen Union auf. An dritter Stelle steht Belgien mit 96,8 Prozent. Die Verschuldung Deutschlands (83,2 Prozent), Frankreichs (81,7 Prozent), des Vereinigten Königsreichs (80 Prozent) und einiger weiterer Länder liegt im Übrigen erheblich über der Schuldenlast Spaniens (60,1 Prozent), das in den letzten Monaten in Kritik geraten war.

Erschreckend hoch stellen sich teilweise die Haushaltsdefizite einzelner Mitgliedstaaten dar. Irland liegt mit einem Defizit von 32,4 Prozent beinahe 11 Mal so hoch, wie es die Maastricht-Kriterien mit 3 Prozent vorsehen. Problematisch sind aber auch die Defizite von Griechenland (10,5 Prozent), Großbritannien (10,4 Prozent), Spanien (9,2 Prozent) und Portugal (9,1 Prozent).

Verschuldungsquote im Euroraum bei 85 Prozent

Der Schuldenstand der 17 Mitgliedsländer des Euroraums beläuft sich per Ende 2010 auf rund 7.837 Mrd. € beziehungsweise 85,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mit Estland, Luxemburg, Slowenien und Finnland weisen nur vier Länder eine Verschuldungsquote unter der 60 Prozent Maastricht-Grenze auf. Das durchschnittliche Defizit liegt 2010 bei 6,0 Prozent.

Der Gesamtschuldenstand aller 27 EU-Länder beträgt 9.828 Mrd. €, was 80 Prozent des EU-BIPs entspricht. Das Durchschnittsdefizit lag 2010 bei 6,4 Prozent.

Großbritannien verdoppelte, Irland vervierfachte seine Schulden binnen vier Jahren, Schweden als neues Vorzeigeland

Das einstige EU-Musterland Irland vervierfachte seine Schulden binnen vier Jahren: Lag die Verschuldung im Jahr 2007 bei nur 25 Prozent, so liegt sie nun im Jahr 2010 bei 96,2 Prozent. Bisher kaum diskutiert wurde die schwierige Lage Großbritanniens. Binnen vier Jahren hat sich der Schuldenstand beinahe verdoppelt und liegt nach 44,5 Prozent im Jahr 2007 nun 2010 bei 80 Prozent. Sowohl im Falle Irlands, als auch im Falle Großbritanniens sind die jetzigen Probleme vor allem auf den Finanzsektor zurückzuführen.

Schweden bewältigte die Wirtschaftskrise hingegen rasch und legte 2010 einen ausgeglichenen Haushalt vor. Die Verschuldung Schwedens sank zwischen 2007 und 2010 sogar von 40,2 auf 39,8 Prozent.

Wie steht es mit Österreich?

Österreichs Defizite und Schulden wurden für den Zeitraum 2007 bis 2009 nachträglich nach oben korrigiert, Schulden der ÖBB, der öffentlichen Krankenhäuser und Verbindlichkeiten zur Absicherung von Finanzderivaten miteinberechnet. Der Schuldenstand stieg von 60,7 Prozent im Jahr 2007 auf 72,3 Prozent im Jahr 2010 an. Das öffentliche Defizit betrug letztes Jahr 4,6 Prozent.

Weiterführende Information:

Pressmitteilung von Eurostat zum öffentlichen Defizit und dem öffentlichen Schuldenstand im Euroraum und der EU27