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Es ist bekannt, dass Investitionen in die Kinderbetreuung neben beträchtlichen Beschäftigungseffekten auch deutliche Mehreinnahmen für die öffentliche Hand ermöglichen. Das EU-Parlament nahm diese Erkenntnis zum Anlass, um in einer öffentlichen Anhörung das Thema der Betreuungseinrichtungen für Kinder zu thematisieren und deren Bedeutung auch für die Erreichung der Ziele der Europäischen Union hinzuweisen. Denn gerade das Ziel einer Beschäftigungsquote von 75 % bis zum Jahr 2020 ist ohne einen Beitrag der Frauen nicht umsetzbar.
Zur Erreichung der „Barcelona Ziele“ bleibt noch viel zu tun!

Auf seiner Tagung in Barcelona im Jahr 2002 legte der Europäische Rat Ziele für den Bereich der Kinderbetreuung fest: „Die Mitgliedstaaten sollten Hemmnisse beseitigen, die Frauen von der Beteiligung am Erwerbsleben abhal¬ten, und bestrebt sein, nach Maßgabe der Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen und im Einklang mit den einzelstaatlichen Vorgaben für das Versorgungsangebot bis 2010 für mindestens 90 % der Kinder zwischen drei Jahren und dem Schulpflichtalter und für mindestens 33 % der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen“. Heute schreiben wir das Jahr 2013 und von der Erreichung der „Barcelona Ziele“ sind wir weit entfernt, auch in Österreich. Die Gründe dafür liegen vielfach darin, dass viele Hemmnisse nicht abgebaut wurden, daher Betreuungseinrichtungen noch immer nicht für alle sozia¬len Gruppen zugänglich und nicht zuletzt finanziell unerschwinglich sind. Natürlich kommt oft hinzu, dass die Qualität der Kinderbetreuungseinrichtungen zu wünschen übrig lässt, obwohl dies laut einer Studie der EU-Kommission nur von durchschnittlich 27 % der Europäer als Problem genannt wird. Die EU-Kommission nahm dies auch zum Anlass um Empfehlungen an die Mitgliedstaaten zur Beschäftigung von Frauen und zur Verfügbarkeit und Qualität von Betreuungseinrichtungen auszusprechen. Auch Österreich befand sich unter den Mitgliedstaaten, wo die EU-Kommission Handlungsbedarf sieht.

Investitionen in die Kinderbetreuung rechnen sich – auch in Krisenzeiten!

Die Barcelona Ziele zu verwirklichen und öffent¬liche Investitionen trotz der Krise fortzusetzen, ist das Gebot der Stunde. Dies war auch der Grundtenor der öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament. Die Arbeiterkammer Wiens sieht dies auch so und hat aus diesem Anlass schon vor längerer Zeit Berechnungen angestellt, die neben beträchtlichen Beschäftigungseffekten auch deutliche Mehreinnahmen für die öffentliche Hand ermöglichen. Selbst bei relativ pessimistischen Annahme hinsichtlich des Wirtschafts- und Beschäftigungswachstums, so die Studie der Arbeiterkammer, werden die Kosten für mehr und bessere Kinderbetreuung durch zusätzliche Einnahmen (Abgaben aus Beschäftigung und Einsparungen in der Arbeitslosenversicherung) zumindest neutralisiert. Um die gewünschten Effekte zu erzielen bedarf es Investitionen. Für Österreich wird vorgeschlagen, seitens des Bundesbudgets in den nächsten vier Jahren jährlich durchschnittlich rund 100 Mio. Euro in den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen zu investieren. Dies würde dazu führen, dass in der Kinderbetreuung selbst rund 14.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstehen.

Ausbau erschwinglicher, leicht zugänglicher und hochwer¬tiger Kleinkinderbetreuungseinrichtungen muss Priorität haben

Zusammenfasend kann man sagen, dass mit Investitionen in die Kinderbetreuung nicht nur die akuten Defizite bezüglich Angebot und Qualität behoben werden könnten, sondern auch beachtliche Beschäftigungs- und Budgeteffekte generiert werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Mitgliedstaaten das Potential erkennen und beim Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen nicht darauf vergessen, dass es zeitgleich einen generellen Maßnahmenmix für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedarf.

Weiterführende Informationen:

AK Positionspapier: Investiver Sozialstaat - Wachstum, Beschäftigung und finanzielle Nachhaltigkeit Volkswirtschaftliche und fiskalische Effekte des Ausbaus der Kinderbetreuung in Österreich

Barcelona Targets Revisited (nur auf Englisch)