Nachrichten

Zurück
Die Weltwirtschaftskrise, von der alle Mitgliedstaaten in Folge der schweren Turbulenzen im Finanzsektor betroffen waren, wirkte sich europaweit ganz unterschiedlich auf die Beschäftigungssituation aus. Österreich etwa gehört zu jener Gruppe von Ländern, in denen der Beschäftigungsabbau bis jetzt weit weniger drastisch ausfiel als der Konjunkturrückgang selbst.
Das geht aus dem Bericht „Employment in Europe 2010“ hervor, den die Europäische Kommission vergangene Woche präsentierte. Die Krisenfestigkeit der Arbeitsmärkte ist zum Teil auch auf die allgemeinen ökonomischen Bedingungen zurückzuführen, die vor der Rezession in den jeweiligen Ländern herrschten. Als ausschlaggebendenFaktor nannte EU-Beschäftigungskommissar László Andor allerdings die verschiedenen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die in den Mitgliedstaaten ergriffen wurden.

Drei Muster
In Österreich, Deutschland und auch Belgien konnte der BIP-Rückgang durch temporäre Arbeitszeitverkürzungen bei den bestehenden Jobs aufgefangen werden. Dieses Modell der Kurzarbeit lobte Andor als vorausblickend sowie als gute Voraussetzung für den nun einsetzenden Aufschwung. In allen drei Ländern trugen außerdem Anpassungen der durchschnittlichen Produktivität pro Arbeitsstunde zu einem vergleichsweise geringen Rückgang des Beschäftigungsniveaus bei. In Österreich etwa lag die Arbeitslosenquote 2009 bei 4,8 %, in der EU war sie fast doppelt so hoch.

Am anderen Ende der Skala finden sich Spanien, Portugal und Irland. Dort wurde der Rückgang in der Wirtschaftsleistung fast ausschließlich durch Jobabbau ausgeglichen, teilweise war der Anstieg der Arbeitslosigkeit sogar höher als der Konjunkturabschwung. Die drastischen Auswirkungen in diesen Ländern lassen sich unter anderem dadurch erklären, dass relativ viele Menschen im Baugewerbe beschäftigt waren. Dieser Sektor wurde in der Krise am härtesten getroffen, nicht zuletzt durch das Platzen der Immobilienblase.

Dazwischen gibt es eine Gruppe von Ländern, zu der auch Großbritannien und die Niederlande gehören. Dort wurde der BIP-Rückgang zum größeren Teil durch Produktivitätsanpassungen, zum kleineren Teil durch den Abbau von Jobs wettgemacht. So blieb auch dort das Schrumpfen des Beschäftigungsniveaus hinter dem der Wirtschaftsleistung zurück.

Dieses Bild ergibt sich auch bei einer Gesamtbetrachtung der EU-27, weshalb die Europäische Union verglichen mit den USA, so Andor, gut abschneide. In einer Gesamtbetrachtung stagniert mittlerweile auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit, weshalb Andor einen sehr optimistischen Ausblick wagt.

Nach 2010
Der Kommissar sprach von einem Auslaufen der krisenbedingten Arbeitsmarktpolitik mit 2010 bzw. 2011. Für die Zeit danach muss das Ziel der EU-weiten Beschäftigungsquote von 75 % bis 2020 wieder in den Vordergrund rücken. Im Bericht ergeht an die Länder die Aufforderung, in Absprache mit den Sozialpartnern die strukturellen Arbeitsmarktreformen voranzutreiben. Das Stichwort Flexicurity gibt dabei wie gewohnt die Richtung der Empfehlungen vor.

Weiterführende Informationen:

Pressemitteilung der Kommission zum Beschäftigungsbericht 2010

Zum Beschäftigungsbericht 2010 mit zahlreichen Länderstatistiken (nur in Englisch)