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Aus dem jährlich neu erscheinenden Steuerbericht der Europäischen Kommission geht erneut hervor, dass die größte Steuerlast von den ArbeitnehmerInnen getragen wird. Europaweit ändert sich die ungerechte Lastenaufteilung nur sehr langsam. Weiters ist in den meisten EU-Mitgliedsstaaten ein Sinken der Umweltsteuern zu beobachten.
In der EU lastet fast die Hälfte (48,7 %) der Steuerlast auf dem Faktor Arbeit. Zum gesamten Steueraufkommen tragen die Kapitalsteuern nur mit 23,5 % und die Konsumsteuern mit 27,8 % bei. Marco Fantini, Forschungsleiter bei der Kommission im Bereich Besteuerung und Zollunion, informierte, dass es in Europa darüber hinaus einen Trend gibt Konsum stärker zu besteuern und den Faktor Arbeit leicht zu entlasten. An der ungerechten Lastenaufteilung hat sich damit bisher nichts geändert. Der Ländervergleich zeigt jedoch, dass die Besteuerung von Arbeit in den Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich ist. Der implizite Steuersatz auf Arbeit (d.h. die durchschnittliche tatsächliche Abgabenbelastung) betrug im Jahr 2007 in Malta 20,1 % und in Schweden 43,1 %. Österreich besteuert Arbeitseinkommen im EU-Vergleich überdurchschnittlich. So lag im Jahr 2007 der implizite Steuersatz auf Arbeit in Österreich bei 41 %, während der EU-Durchschnitt bei 34,4 % lag. Hingegen lag der österreichische implizite Steuersatz auf Kapital mit 26,1 % unter dem EU-Durchschnitt (28,7 %). Auffallend ist ebenfalls, dass der Höchstsatz für die Körperschaftssteuer in der EU im Zeitraum von 2000-2008 durchschnittlich mit 8,4 % stärker fiel als der Höchstsatz für die Einkommensteuer (-6,9 %). Die einzigen beiden Länder, die die Höchstsätze der Einkommenssteuer anhoben, waren Portugal und Schweden. Die Höchstsätze der Körperschaftssteuer wurden in diesem Zeitraum nur von Malta und dem Nicht-EU-Mitglied Norwegen nicht gesenkt.

Als weiterer Trend zeichnet sich eine Senkung der Umweltsteuern in der EU ab. Seit 1999 sanken die Einahmen aus Umweltsteuern kontinuierlich. Auch konnte der Anstieg des Umweltsteueraufkommens der 12 neuen Mitgliedsländer seit dem EU-Beitritt den Abwärtstrend in der EU-15 nicht kompensieren. Zurückzuführen ist die Reduzierung von Energiesteuern in den meisten Mitgliedsstaaten auf den erhöhten politischen Druck durch die stark ansteigenden Ölpreise der letzten Jahre.

Pikanterweise wird auf der ersten Seite des Reports die Europäische Union als Hochsteuergebiet bezeichnet. Unreflektiert vergleicht die Kommission die Steuerquote der EU (39,8 % vom BIP) mit der Steuerquote der USA (28,3 %) und Japans (27,9 %). Nicht erwähnt wird, dass der Großteil der Sozialleistungen in den USA und Japan nicht über Steuern finanziert werden und somit die BürgerInnen oft individuell für Krankheit, Bildung, Arbeitslosigkeit und Alter vorsorgen müssen. Die höhere Steuerquote der EU ist Ausdruck des europäischen Wohlfahrts- und Sozialmodells, das sich zu einer solidarischen Risikoaufteilung bekennt und Menschen in Notlagen nicht ihrem Schicksaal überlässt. Gerade in der derzeitigen Wirtschaftskrise erweist sich das europäische Wohlfahrts- und Sozialmodell mit seinen „automatischen Stabilisatoren“ immer wieder als Rettungsanker.


Weiterführende Informationen:

Pressemitteilung über die Steuerentwicklung in der Europäischen Union

Studie über Steuertrends in der Europäischen Union (nur in Englisch verfügbar)