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Bereits seit einigen Jahren gibt es auf EU-Ebene eine Diskussion zur Zulassung von so genannten Monster-LKWs (auch Gigaliner oder Megatrucks genannt): Sie weisen eine Dimension von bis zu 25,25 Metern und ein Ladegewicht von 60 Tonnen auf. Gegner derartiger überlanger LKWs kritisieren die Überlegungen der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der entsprechenden Richtlinie heftig: Die Kosten für die Anpassung der Infrastruktur wären enorm, die Umwelt würde durch die Verlagerung des Verkehrs vom Güterschienenverkehr auf Mega-LKWs leiden, die Straßensicherheit wäre gefährdet.
Von der Länge her entspricht ein derartiger LKW in etwa 6 PKWs mit einer Durchschnittslänge von 4,2 Metern; Vom Gewicht her ist der Monster-LKW mit dem Fassungsvermögen einer Boeing 737-300 vergleichbar, die mit bis zu 58 Tonnen an Gütern beladen werden kann.

Die Befürworter von Gigalinern argumentieren damit, dass ein Monster-LKW um 15 % weniger CO2 emittiert und 17 % weniger Treibstoff benötigt. Nicht erwähnt wird von ihnen allerdings, dass Verkehrsverlagerungen von den deutlich umweltfreundlicheren Transportmitteln Schiff und Zug zum Mega-LKW diesen Effekt umdrehen und für den gesamten Güterverkehr somit einen Zuwachs an CO2-Emissionen bedeuten.

Nachdem die Straßen nicht auf derart schwere Transportfahrzeuge ausgerichtet sind, müssten für die Anpassung der Infrastruktur hohe Mrd.-Beträge investiert werden. Das deutsche Verkehrsministerium schätzte die Kosten alleine für die Aufrüstung der Brücken in Deutschland auf 8 Mrd. €.

Ein weiteres Faktum, welches von der Kommission schlichtweg ignoriert wird, sind die Arbeitsplätze, die durch Monster-LKWs verloren gehen: Nicht nur im LKW-Bereich gehen Jobs verloren (2 Gigaliner ersetzen 3 „normale“ LKWs), sondern auch im Schienenverkehr und in der Schifffahrt, da Verlagerungen auf die Straße zu erwarten sind.

Die Straßenverkehrssicherheit würde unter diesen neuen Fahrzeugen leiden. Berechnungen zeigen, dass ein 60 Tonnen-LKW, der mit 80 km/h unterwegs ist, bereits dieselbe kinetische Energie aufweist wie ein 40 Tonnen-LKW, der mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h fährt. Ein Unfall mit einem Megatruck hätte daher weit größere Auswirkungen als mit einem 40 Tonnen-LKW. Es gibt bis jetzt auch noch kein Wissen darüber, ob diese LKWs überhaupt geeignet sind, um Streckenabschnitte mit mehreren 100 Metern Höhenunterschied zu bewältigen.

Aufgrund der oben angeführten negativen Auswirkungen machen eine Reihe von Organisationen aus dem Umwelt-, dem Transport- und dem Gewerkschaftsbereich schon seit einiger Zeit gegen die Pläne der Kommission mobil. 151 Organisationen haben sich bereits der so genannten „No Megatrucks Coalition“ angeschlossen. Informationen über Megatrucks werden auf der Website www.nomegatrucks.eu angeboten.

Einen ersten Erfolg brachte das Auftreten gegen die Monster-LKWs bereits: Der zuständige Verkehrskommissar Tajani kündigte an, dass es in dieser Legislaturperiode keinen Richtlinienvorschlag dazu mehr geben werde. Die Gefahr ist jedoch noch lange nicht gebannt: Kommt ein neuer Verkehrskommissar aus einem der Befürworter-Mitgliedstaaten (insbesondere Schweden, Finnland), ist mit einem neuen Anlauf für Monster-LKWs zu rechnen.


Weiterführende Informationen:

AK-Positionspapier zur Einführung von Gigalinern